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Pressemitteilung der Stadt Iserlohn

Wald Stadt Geschichte - Neun neue Stadtführerinnen und Stadtführer für Iserlohn

Nicht zuletzt seit der Pandemie unterliegt der Tourismus einem stetigen Wandel. Neben einem stark veränderten Reiseverhalten, hin zu Kurztrips und Urlauben im Inland, hat der Faktor Qualität heute eine noch höhere Bedeutung für die Gäste. Um diesem Anspruch gerecht zu werden und dem Mangel an Stadtführenden entgegenzutreten, hat das Iserlohner Stadtmarketing in Kooperation mit der Volkshochschule den Ausbildungsgang „Wald Stadt Geschichte – Ausbildung von Stadtführern in Iserlohn“ ins Leben gerufen. Damit war ein Projekt geboren, das sich sogar als förderfähiges Kleinprojekt der LEADER-Region LenneSchiene  qualifizierte und zu 80 Prozent aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland und des Landes NRW finanziert wird.

Als die Ausbildung im Sommer beworben wurde, waren redegewandte, selbstsichere Persönlichkeiten angesprochen, die gerne unter Menschen sowie bei Wind und Wetter draußen sind und sich für historische Orte und einzigartige Themen genau so begeistern können, wie für die Geschichte der Stadt und Anekdoten vergangener Tage. Sechszehn Interessierte fühlten sich von der Werbemaßnahme angesprochen und kamen zur Auftaktveranstaltung Ende August. Neun von ihnen blieben am Ende übrig und stellten sich der zeitlich eng getakteten und gleichzeitig thematisch ambitionierten Herausforderung des Zertifikats-Lehrgangs - mit Erfolg:
Am vergangenen Freitag (16. Dezember) überreichten Stadtmarketingleiter Dirk Matthiessen und VHS-Leiter Rainer Danne den neuen Stadtführerinnen und Stadtführern ihre Zertifikate. Sahin Demirci, Uwe Dunker, Marianne Gorissen, Gabriele Groß, Miriam Kirchner, Monika Körner-Weinert, Svietlana Liegmann, Annette Münster und Verena Schmitz dürfen sich ab sofort als „Stadtführende für Iserlohn“ bezeichnen und künftig Führungen des Stadtmarketings übernehmen.
„Wir sind stolz und zuversichtlich, dass die neuen Stadtführerinnen und Stadtführer eine Bereicherung für unsere Stadt und ihre Gäste darstellen werden und bedanken uns bei allen Beteiligten für ihr Engagement und ihren Einsatz“, fand VHS-Leiter Rainer Danne lobende Worte zu Beginn der Zertifikatsverleihung. Die Absolventinnen und Absolventen zeigten sich allesamt genauso stolz auf ihre Leistung und freuen sich darauf, ihr Wissen nun in der Praxis anwenden zu können.

Damit reihen sie sich in ein kleines Team bestehender Stadtführenden ein, die die unterschiedlichsten Rundgänge anbieten – von der klassischen Stadtführung und Ortsteil-bezogenen Touren sowie Kräuter- und Friedhofsführungen bis hin zur beliebten Nachtwächterrunde. „Wir freuen uns sehr, dass unsere neun neuen Stadtführenden bis zum Ende  - und das muss man bei dem ambitionierten Programm wirklich so sagen - durchgehalten und die Prüfung mit Erfolg abgeschlossen haben“, freut sich Simone Korte vom Stadtmarketing, die die Ausbildung von der Konzeption bis zur Prüfung und darüber hinaus begleitet hat, mit den Prüflingen.

Wie ambitioniert die Ausbildung wirklich war, das zeigt ein Blick auf das Ausbildungstableau:

An sechszehn Präsenztagen, auch an Wochenenden, zwischen Mitte August und Mitte November wurden den Teilnehmenden theoretische und praktische Inhalte vermittelt. In dieser Zeit haben sie sich intensiv mit der Geschichte, der Kultur und den Sehenswürdigkeiten Iserlohns auseinandergesetzt.

Neben den städtischen Einrichtungen Bücherei und Archiv wurden auch Museen, wie das Haus Letmathe, das Stadtmuseum und das Handwerks- und Postmuseum besichtigt. Und nicht nur das. Hier gab es allerlei thematischen Input – von der Geschichte der Bücherei und des Archivs, über die dortigen vielfältigen Recherchemöglichkeiten bis hin zu historisch Wissenswertem in den drei Museen.

Die neuere Geschichte samt städtebaulichen Planungen, allen voran zum Schillerplatz-Areal, umriss Stadtbaurat Thorsten Grote in einer eigenen Sitzung. Dazu kamen die Teilnehmenden noch in den Genuss einer Erste Hilfe-Schulung sowie einer klassischen Stadtführung mit dem bekannten Iserlohner Stadtführer und ehemaligen Stadtarchivar Götz Bettge.
Dieser war es auch, der den Teilnehmenden in mehreren Kurseinheiten die kommunale Geschichte nähergebracht und sie mit der einschlägigen Literatur rund um das Iserlohn-Lexikon vertraut gemacht hat. „Hinter der Geschichte stecken auch viele Geschichtchen“, verrät Bettge. „Genau die sind es, die eine Stadtführung am Ende für die Gäste unterhaltsam machen. Natürlich ist es wichtig zu wissen, dass der heilige Pankratius Stadtpatron ist, es neun Stadtbrände gab und Iserlohn dadurch letztmalig 1712 zerstört wurde. Viel spannender ist es doch aber zu erzählen, dass das erste Schützenfest nach dem 2. Weltkrieg vom britischen Residenzoffizier als ‚große Monster-Rallye‘ bezeichnet wurde. Oder beim Rundgang auf gerne übersehbare Besonderheiten hinzuweisen: Warum hängt dort eine Toilette zwischen den Häusern am Marktplatz oder warum sehen die Fassaden der eigentlich im gleichen Stil erbauten Häuser in der Mitte der Wasserstraße im Erdgeschoss dennoch nicht mehr einheitlich aus?“.

Um genau diesen Spagat zwischen historischem Zahlenwald und unterhaltsamen Anekdoten hinzubekommen, die angehenden Stadtführenden mit ihrer bevorstehenden Aufgabe vertraut zu machen und sie mit den notwendigen Fertigkeiten und Kompetenzen auszustatten, wurde ein erfahrener Trainer im Bereich der Stadtführungen gefunden. Selbst im kommunalen Bereich und jahrelang auch als Reiseleitung und Stadtführer tätig und über ein breites historisches Wissen verfügend, konnte Harald Münzer den Teilnehmenden das notwendige praktische Handwerkszeug mit auf den Weg geben. Von der Begrüßung der Gästegruppe über die Rhythmisierung und Inszenierung des Vortrags bis hin zu Stellproben und Konfliktmanagement erarbeitete Münzner mit den Teilnehmenden Schritt für Schritt das Grundgerüst einer erfolgreichen Führung und brachte ihnen auch praktisch die Kunst der Stadtführungen nahe.

Und genau diese Kunst mussten die angehenden Stadtführerinnen und Stadtführer dann bei ihrer Prüfung unter Beweis stellen. Neben einer abzulegenden theoretischen Prüfung hatten sie auch die Aufgabe, zwei bedeutsame Örtlichkeiten vorzustellen. „Natürlich hat die Prüfungssituation an diesem Tag eine große Portion Nervosität mitgebracht, aber die Absolventinnen und Absolventen haben das allesamt mit Bravour gemeistert, jeder auf seine ganz eigene, individuelle Art. Hier zeigte sich auch nochmal, wie unterschiedlich die Gruppe tatsächlich ist“, gibt VHS-Leiter Rainer Danne einen Einblick in die Praxisübung Mitte November.
Besonders dabei war, dass die Vorträge der Teilnehmenden als Video aufgezeichnet wurden. „So hatten wir die Möglichkeit, uns die Vorträge in Ruhe noch einmal anzusehen, um sie fair zu bewerten. Und gleichzeitig nutzen wir das Material auch, um im Nachgang noch ein Videotraining mit den Absolventen zu machen. Wie sehen mich andere und wie wirke ich vor einer Gruppe sind da die zentralen Fragen, die zur Weiterentwicklung anregen sollen“, verrät Simone Korte, die gemeinsam mit Danne, Bettge und Matthiessen schon an einem zweiten Ausbildungsblock feilt.

„Uns war von vornherein klar, dass wir aus einer dreimonatigen Ausbildungseinheit keine Historikerinnen und Historiker hervorbringen werden. Der Grundstein aber konnte erfolgreich gelegt werden und der Funke, für das Thema zu brennen, ist bei allen übergesprungen. Das spürt man deutlich und genau das war uns wichtig“, zeigt sich Stadtmarketingleiter Dirk Matthiessen enthusiastisch. „Nun gilt es, das Wissen zu vertiefen – einerseits im Selbststudium und andererseits mit passgenauen, relevanten Themenblöcken, die einen tieferen Einstieg in die Materie ermöglichen und noch mehr Hintergrundwissen vermitteln“, gibt Danne einen Ausblick auf das Ausbildungsprogramm im neuen Jahr.

Und die Teilnehmenden? Die haben offensichtlich noch lange nicht genug von der Stadtführerausbildung. Alle stehen der Vertiefung offen gegenüber und freuen sich, bald schon selber ihre ersten Gästegruppen durch die Stadt führen zu können. Ob Schulklassen, Touristengruppen oder Bürgerinnen und Bürger, die neuen Stadtführenden nehmen alle Interessierten mit auf eine kleine Reise in die Vergangenheit – und genau das kann und wird das Stadtmarketing ab dem neuen Jahr auch intensiv bewerben.