An der Landwehr
Benennungsdatum
Name seit 07.11.1962 (I b)
Lage
Ortsteil Wermingsen, zwischen Parkstraße und Teichstraße // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Hier war eine alte Flurbezeichnung Namensgeber, die auf eine frühere Grenzbefestigung zurückgeht.
Die alte Wegverbindung nach Neuenrade führte über die Iserlohner Hardtstraße durch die Wälder und über die Berge in Richtung Ihmert. Kurz vor Wermingsen und am Waldrand zum Mühlenberge liegt die Straße An der Landwehr. Hier befand sich früher eine Kontroll- und auch Zollstation. Bis in den 30-jährigen Krieg standen an den Landwehren vielfach aufgebotene „Amtsschützen“ mit angeworbenen „Kirchspielssoldaten“ (sogenannte Bäumer) auf Wache, um gegen Plünderungen und Raubzüge kleinerer umherziehender Diebesbanden einzuschreiten. Gegen Überfälle größerer Heerhaufen waren sie freilich machtlos.
Ebenso sollten Bären und Wölfe daran gehindert werden, in den Bereich der hinter den Landwehren liegenden Orte einzudringen.
Die Landwehren hatten die Aufgabe, das Passieren von Fuhrwerken und Reiterei unmöglich zu machen und selbst Fußgängern das Durchdringen wesentlich zu erschweren.
Sie sicherten die Durchgangsstraßen bzw. Grenzen zwischen den mittelalterlichen Hoheitsgebieten wie Grafschaften, Städten, Dörfern etc. und dienten sicherlich später auch dazu, den Verkehr durch die offenen Stellen der Landwehren zu zwängen, um Zölle erheben zu können.
Eine Landwehr bestand meist aus einem trapezförmigen ausgeschachteten Graben und einem aus dem Grabenaushub aufgeworfenen Wall, der eine Höhe von bis zu drei Metern erreichen konnte. Zu weiterem Schutz wurde der Wall dicht mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, wobei man die Äste knickte, miteinander verflocht und die Enden wieder in die Erde leitete, wo sie neu ausschlugen und die Anlage noch dichter machten. Zusätzlich sorgte man für den Bewuchs von dornentragenden und rankenden Pflanzen. Je nach Bedarf wurde dahinter ein zweiter oder manchmal sogar ein dritter Wall mit Graben angelegt. Die Grabenseite war stets der zu erwartenden Gefahr zugewendet. Dort, wo die Wege die Landwehren durchschnitten, wurden starke Schlagbäume angelegt, die bei Gefahr geschlossen und mit Faschinen (Reisig- oder Strauchbündeln von etwa 2,50 m Länge) verstärkt wurden.
Pflege und Erhalt der Landwehren war eine Gemeinschaftsaufgabe für alle Bürger. Die Beschädigung der Landwehren war strengstens verboten und selbst das Abschneiden von Zweigen wurde bestraft. Durch Urkunden und Erwähnungen aus anderen Gebieten wissen wir, dass Landwehren zwischen 1250 und 1500 errichtet wurden und bis Ende des 18. Jh‘s gepflegt wurden.

Quellen und Literatur

2019 im Auftrag des Stadtarchivs Iserlohn redigierter Auszug aus:
Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V., Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19)

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