Hindenburgstraße
Benennungsdatum
Frühere Bezeichnungen „Leimkauler Weg“ vor 1829 (Stadtplan 1829), „Lehmkuhler Weg“ vor 1866 (Stadtplan 1866), „Eselsweg“ vor 1866 (Adressbuch 1866), „verlängerte Sophien-Straße“ vor 1882 (Stadtplan 1882), „Eselsweg“ vor 1905 (Stadtplan 1905)
Lage
Straße zwischen Sofienstraße / Viktoriastraße / Elisabethstraße und Varnhagenstraße im Stadtkern Nord und Bömberg // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Paul von Hindenburg (geb. 02.10.1847 in Posen; gest. 02.08.1934 auf Gut Neudeck) war deutscher Generalfeldmarschall und von 1925 bis zu seinem Tod Reichspräsident.

Die Namensgebung der Hindenburgstraße in Iserlohn erfolgte 1928. Am 26. März 1928 hatte die Baudeputation der Stadt Iserlohn die Benennung der Hindenburgstraße und der Ebertstraße beschlossen: „Der Eselsweg soll von der Elisabethstraße bis zur Varnhagenstraße die Bezeichnung ‚Hindenburgstraße‘ und von der Varnhagenstraße bis zur Wittekindstraße (früher Königsweg) ‚Ebertstraße‘ heißen.“

Mit der Namensgebung wurden der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg und sein unmittelbarer Vorgänger, der erste Reichspräsident Friedrich Ebert (Amtszeit: 1919 bis 1925) gewürdigt.

Paul von Beneckendorff und von Hindenburg war militärisch und politisch im deutschen Kaiserreich und der Weimarer Republik aktiv. Als Generalfeldmarschall erlangte er im Ersten Weltkrieg, nachdem er 1914 aus seiner Pensionierung zurückgekehrt war, durch die gewonnene Schlacht in Tannenberg eine Reputation als siegreicher Stratege. Diese hatte er der akribischen Stabsplanung um Erich Ludendorff zu verdanken. Zusammen hatten Hindenburg und Ludendorff durch ihre Führungspositionen in der Obersten Heeresleitung bis Ende 1918 großen politischen Einfluss. Nach Ende des Krieges konnte Hindenburg seinen Ruhm dazu nutzen, in der Öffentlichkeit die „Dolchstoßlegende“ maßgeblich zu verbreiten.

Nach dem Tod Friedrich Eberts 1925 wurde Paul von Hindenburg als Kandidat der nationalen und nationalistischen Parteien vom Volk zum zweiten Präsidenten der Republik gewählt. Von diesem Zeitpunkt an verkörperte er als oberster Repräsentant die junge Demokratie, obwohl er ihr ablehnend gegenüberstand und ein Anhänger der Monarchie war. 1932 wurde er mit Unterstützung einer breiten politischen Basis inklusive der SPD wiedergewählt, um Hitler als Präsidenten zu verhindern.

Mit dem Bruch der letzten demokratisch legitimierten Regierungskoalition 1930 begründete Hindenburg die Ära der Präsidialkabinette. Diese scheiterten zum einen an der instabilen politischen Situation, da nur mit Notverordnungen regiert werden konnte und zum anderen an den Folgen der Weltwirtschaftskrise. Die daraus resultierende angespannte Lage, gesellschaftlich wie politisch, ermöglichte ab 1932 die Wahlerfolge der NSDAP und die durch Hindenburg durchgeführte Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.

Dieser Vorgang, Hindenburgs Tannenberg-Mythos im Ersten Weltkrieg, sein Festhalten an der „Dolchstoßlegende“ und seine beiden Amtszeiten als Reichspräsident werden heute sehr kritisch betrachtet.

Durch Beschluss der nationalsozialistischen Stadtverordnetenversammlung von Iserlohn und Verfügung des Bürgermeisters fiel im Frühjahr 1933 für die Verlängerung der Hindenburgstraße „die bisherige Sonderbezeichnung Ebertstrasse fort“. Dieser Straßenabschnitt erhielt 1936 den Namen „Clausewitzstraße“.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgten auch in Iserlohn Umbenennungen von Straßen und Plätzen mit nationalsozialistischen Namen. Über die Umbenennung militaristischer Straßennamen berieten die Mitglieder der Iserlohner Stadtvertretung am 10. März 1947. In dieser Sitzung wurde unter anderem die Clausewitzstraße in Goethestraße umbenannt. Von einer Umbenennung der Hindenburgstraße wurde aus nicht ersichtlichen Gründen abgesehen.

Früher nannte sich die Hindenburgstraße „Lehmkauler Weg“ (eigentlich plattdeutsch „Läihmkaule“) und auch „Lehmkuhler Weg“. Dieser Weg führte über den heutigen Schillerplatz bis zur Laarstraße (früher „Unnaer Graben“). Die „Lehmkuhle“ leitet sich her von Lehm = kalkfreier Ton, der durch Eisenverbindungen gelbbraun ist, und Kuhle = Grube, Senke, Loch. Hier holten sich jahrhundertelang die Iserlohner Bürger den Lehm zum Häuserbau. Die Wasserpumpen der Bergwerke „Stahlschmiede“ und „Tiefbau Hövel“ leiteten das gelb-braune Wasser aus den Galmei- und Brauneisenstein-Stollen und Schächten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in diesen als „Lehmkuhle“ bezeichneten Teich. Die Straße war die stadtauswärts führende Verlängerung ab der „Lehmkuhle“. Sie ist die älteste nach Norden führende Straße Iserlohns. Kaufleute, Bauern und Kohlenhändler trieben ihre Eselskarren in Richtung Unna, was der Straße auch den Namen „Eselsweg“ einbrachte.



Quellen und Literatur

2019 vom Stadtarchiv Iserlohn neu erarbeitete Erläuterung.

Quellen:

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand A 2 Nr. 2209

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand B 4 Nr. 76

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand B 4 Nr. 77

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand PK Nr. 10/42, Protokollbuch des Magistrats der Stadt Iserlohn 1927/28.

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand PK Nr. 11/23, Protokolle der Stadtvertreter der Stadt Iserlohn 1945-1948

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand PK, Protokollbuch der Baudeputation der Stadt Iserlohn 1924-1928

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand PK, Protokollbuch des Hauptausschusses der Stadt Iserlohn 1946-1950

Literatur:

Amtsblatt der Preußischen Regierung in Arnsberg, Teil II, Stück 34 vom 3. Mai 1933

Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V. Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19)

Pyta, Wolfram: Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. München 2007

Renz, Irina u.a. (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. 2. Aufl. Paderborn 2014

Thamer, Hans-Ulrich: Straßennamen in der öffentlichen Diskussion: Der Fall Hindenburg. In: Frese, Matthias (Hrsg.): Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster 2012, S. 251-264

Wehler, Hans-Ulrich: Zwischen Bismarck und Hitler. Wolfram Pytas herausragende Biografie über Hindenburg, eine deutsche Unheilsfigur, in: Die Zeit-Literatur, November 2007

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