Ohl
Benennungsdatum
Frühere Namen im Südteil „Auf dem Ohle“ (Stadtplan 1790), „Prinzengracht“ im Nordteil (Stadtplan 1790), „Ohlstraße“ (Adressbuch 1893)
Lage
Stichweg vom Westertor nach Norden im Stadtkern West // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Der ehemalige Flurname geht zurück ins Mittelalter.
„Ohl“ („Ole“, „Ohle“) bedeutet feuchte Wiese, Aue, Bach- und Flussniederung. Das Wort entstand als Verkleinerungsform von as. „ouwa“, mnd. „ôwe“, „ôie“.
In einer Urkunde vom 25.04.1514 über die Verpachtung eines Hauses wird die Straße als „Ole“ bezeichnet. Am 13.03.1569 verzichtet Hermann Willecke aus Geldmangel auf „dat kerkenhaus (Kirchenhaus) auf dem Oele“, das er 1557 gekauft hatte.
Die jetzige kurze Fußgängerzone Ohl ist ein Reststück der um 1300 errichteten Nordwest-Stadtbefestigung mit einem Burgmannshof zwischen Wester- und Unnaer Tor. Ein zeitgenössischer Chronist  schrieb einst über den Ohl: „Oftmals strotzen vom dichtesten Drecke die Steige der Straßen und zu Haufen getürmt raucht an der Seite der Mist“.
Fakt ist, dass der Bereich Ohl, Igelstraße und Katzenpoth nicht gerade als gute Adresse galt. Hier wohnten überwiegend die sozial schwachen Bürger.
Um 1800 wurde die Stadtbefestigung beseitigt. Es folgte eine Umwandlung in eine z. T. großzügige Wohnstraße. Denkmalgeschützt sind die „Witteschen Häuser“ Nr. 5, 7 und 9, dessen Bauherr Stephan Witte die Gebäude um 1825 im frühklassizistischen Stil errichten ließ. Alle übrigen Häuser dieser Straße wurden zwischen 1965 und 1975 für den Straßendurchbruch Kurt-Schumacher-Ring abgebrochen, darunter die viergeschossigen Fachwerk-Fabrikenhäuser der Nähnadelfabrik Stephan Witte & Co, in denen 1844 Iserlohns erste Dampfmaschine arbeitete. Auch der ehemalige, über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Gasthof Bintz fiel dem Abbruchbagger zum Opfer. Beim Abbruch der Gaststätte kam ein Teil eines Turmes zum Vorschein, der zur ehemaligen Stadtbefestigung gehörte.
Früher verlief diese Straße in Verlängerung des Reststückes nach Nordosten zur Unnaer Straße, sowie außerdem in einer Querspange nach Osten zum jetzigen Alten Rathausplatz.

Quellen und Literatur

2019 im Auftrag des Stadtarchivs Iserlohn redigierter Auszug aus:
Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V., Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19)

drucken