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JANOSCH – einer der großen Zeichner und Schriftsteller Deutschlands

Janosch wird im Jahr 2011 80 Jahre alt. Schon jetzt ehren ihn eine Reihe von Museen mit Ausstellungen. Der Höhepunkt wird die große Retrospektive im deutschen Film- und Fernsehmuseum Berlin sein. Die Ausstellungen konzentrieren sich auf die bekannten Heldenfiguren Janoschs, allen voran natürlich die Tigerente, an deren Entstehung der Künstler sich selbst wie folgt erinnert: „ Ich ging in den Münchner Zoo, Elefanten zu zeichnen. Nun stand dort neben den Elefanten eine Tigerente und befand sich beim Zeichnen des danebenstehenden Elefanten automatisch auf dem Blatt.“ Diese geheimnisvolle Erläuterung über die Entstehung der Tigerente ist exemplarisch für Janoschs Verständnis von den Flügeln, die Phantasie verleihen können und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die gesamte Schar der Figuren und Charaktere, die Janosch für seinen Kinderbücher erfunden hat, ausnahmslos dem Reich seiner Vorstellungskraft und Inspiration entsprungen und somit unvergleichlich ist.

Weitere bekannte Figuren und Helden, die in Kinderbüchern ihre Leser verzaubert haben sind Onkel Popoff, ein alter Mann der auf Bäume fliegen kann, der kleine Tiger und der kleine Bär, die Helden aus dem weltberühmten und preisgekrönten „Oh wie schön ist Panama“, Kasper Mütze, Schnuddelbuddel, Günter Kastenfrosch und Emil Grünbär. Allen diesen Figuren  ist der Siegeszug in die Herzen der Kinder und die Anregung der kindlichen Vorstellungskraft gemeinsam. Sie alle haben etwas ausgesprochen Sympathisches aber auch Hintergründiges, denn sie sind mächtig und anrührend zugleich, sie leben in den einfachsten Verhältnissen und sind damit zufrieden. Janosch illustriert in diesen Figuren und in seinen Erzählungen ein großes Ja an das Leben in all seiner Komik und manchmal auch Tragik. Immer überwiegen dabei der bezaubernde befreiende Witz und Humor und die menschliche Wärme des Autors, welche er über die Buchseiten hinaus zu transportieren vermag. Seine bescheidene Selbsteinschätzung überrascht dann umso mehr, wenn Janosch sagt, dass er „weder malen noch schreiben könne.“ Janoschs freier und spielerischer Zugang zur kindlichen Vorstellungswelt und seine übersprudelnde Kreativität zeugen von einer verinnerlichten Leichtigkeit des Seins - ein Lebensprinzip, welches getragen von Freiheit und Anarchie,  als die einzig wahre Richtlinie vom Künstler akzeptiert wird. Janosch hat sich in seiner Kunst von einer Ästhetik der Sparsamkeit leiten lassen. Notlösungen zu finden wurde ihm zur Kunst und zur Sprache. In seinen Texten herrscht eine Reduktion der Mittel vor, seine Geschichten erzählt Janosch in einem wunderbar eingegrenzten Wortschatz von ca. 300 Wörtern, die eingängig und bildungsübergreifend Bedeutung in sich tragen.

Diese Fähigkeit, eine erzählerische Magie heraufzubeschwören ist nur eines der Geheimnisse von Janoschs Erfolg. Es sind vor allem seine Themen, die allgemeingültig und generationenübergreifend von Freundschaft, Gemeinschaft, Abenteuer und Freiheit, vom Fehlen einer richtenden und strafenden Autorität und erlaubter Unvernunft handeln.

Es würde dem Werk Janoschs nicht gerecht werden, seine Figuren und Erzählungen als naiv zu betrachten, denn sie sind im besten Wortsinn unschuldig und belebt vom ungetrübten Glauben, dass das Leben ein Geschenk ist. Diese Hintergründigkeit des großen Erzählers und Zeichners vereint alle Merkmale in einem unverwechselbaren zeichnerischen Stil, der nicht nach Perfektion strebt, sondern viel mehr geradezu hastig hingeworfen und skizziert wirkt. Mit Poesie und sprudelnder Phantasie, aber sicherlich auch, weil er selbst im Herzen ein Kind geblieben ist, ist es Janosch gelungen, Klassiker der Kinderbuchliteratur zu schaffen. Dabei war der Beginn seiner künstlerischen Laufbahn nicht unbedingt einfach, erst sein siebzigstes Buch war von durchschlagendem Erfolg gekrönt.

 

Janosch wurde 1931 als Horst Eckert im damaligen Hindenburg in Oberschlesien, dem heutigen polnischen Zabrze geboren. Er wuchs bei seinen Großeltern in einer Bergarbeitersiedlung in einer Wohnung ohne Licht und Wasser auf. Bereits als Kind von dreizehn Jahren ging Janosch in die Lehre zum Schmied und arbeitete in einer Schlosserei. Diese Erfahrung war eine der prägendsten seines Lebens, denn er lernte dort eine wichtige Überlebensstrategie, nach der es nämlich nichts gibt, was nicht geht. Es fehlte in dieser Zeit an allem und so waren ein flexibler Charakter und ein starker zuversichtlicher Wille die einzigen Garanten fürs Überleben. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges flüchteten Janoschs Eltern mit ihm nach Westdeutschland, wo er in der Nähe von Oldenburg in Textilfabriken arbeitete und eine Textilfachschule in Krefeld besuchte und dort an einem Lehrgang für Musterzeichnen bei dem Klee-Schüler Gerhard Kadow teilnahm. 

Nach einem Aufenthalt in Paris zog er 1953 nach München und studierte an der Akademie der Bildenden Künste unter anderem bei Ernst Geitlinger, aber sein Kunststudium wegen „mangelnder Begabung“ nach einigen Probesemestern abbrechen musste.

Danach arbeitete er als freischaffender Künstler. 1956 begann seine schriftstellerische Tätigkeit im Feuilleton. Ein Freund riet ihm, aus seinen Zeichnungen ein Kinderbuch zu machen, und sein Verleger Georg Lentz, sich „Janosch“ zu nennen. 1960 erschien sein erstes Kinderbuch „Die Geschichte von Valek dem Pferd“ bei dem mit ihm befreundeten Verleger, 1970 sein erster Roman „Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm“.

Neben seinen Kinderbüchern hat Janosch zahlreiche Romane und Theaterstücke für Erwachsene verfasst, in denen er sich mit ernsthaften Themen wie Religion, gottesfürchtiger Erziehung und der Frage nach dem Sinn des Lebens und wahrer Lebenskunst beschäftigt.

Er selbst hat dabei das Ziel eines erfüllten Lebens seit über zwei Jahrzehnten auf der Kanarischen Insel Teneriffa erreicht und wird dabei seinem Anspruch von Anarchie, Freiheit und Selbstbestimmung vollkommen gerecht.

Janoschs Werk fand bereits in vergangenen Ausstellungen im In- und Ausland breite Anerkennung. Seine Kinderbücher wurden weltweit in zahlreiche Sprachen übersetzt und rangieren in ihrer Bedeutung gleich neben den Erzählungen von Astrid Lindgren. Der Künstler wurde unter anderem mit dem Deutschen Kinderbuchpreis, dem Prix Jeunesse International, dem Orden de Manuel Amador Guerrero von Panama sowie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Abschließend bleibt nun allen Ausstellungsbesuchern eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt des Schriftstellers, Erzählers und unnachahmlichen Tausendsassas Janosch zu wünschen. Der Künstler, der hinter der Kunst die Magie vermutet, bereitet Kindern und  Erwachsenen, in denen noch etwas Kindliches schlummert, ein Wiedersehen mit seinen besten Werken und Kultfiguren, zu denen man mit Nostalgie und Begeisterung zurückkehren kann.