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Pressemitteilung der Stadt Iserlohn

Britischer Geheimdienst in Iserlohn - Spannender Vortrag von Marieluise Spangenberg im Stadtarchiv

Auf eine spannende Spurensuche nahm in dieser Woche Marieluise Spangenberg, die ehemalige Kulturamtsleiterin der Stadt Iserlohn, die zahlreichen Zuhörer bei ihrem Vortrag in der „Alten Post“ mit. Im Rahmen der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe von Stadtarchiv und Volkshochschule sprach sie über eine bisher kaum bekannte Episode der Nachkriegszeit, die Iserlohn kurzzeitig in den Blickwinkel des britischen Geheimdienstes rückte.

Marieluise Spangenberg begann ihren Vortrag mit einer Schilderung der letzten Kriegstage in Berlin 1945 und stellte dann den aus Iserlohn stammenden Heeres-Adjutanten und Ritterkreuzträger Major Willi Johannmeier in den Mittelpunkt. Hitler, bis zuletzt von fanatischem Rassenhass und Antisemitismus durchdrungen, diktierte kurz vor seinem Selbstmord im Bunker der Reichskanzlei sein „Politisches Testament“. Er gab den Auftrag, die drei Ausfertigungen an verschiedene Personen bzw. Orte zu bringen. Willi Johannmeier erhielt ein Exemplar, das er nach Prag bringen sollte. Im Chaos der letzten Kriegstage gelangte er auf unbekannten Wegen nach Iserlohn und vergrub das Dokument im Garten seines Elternhauses Rosenstraße 3 (heute Van-Hees-Straße). Erst nachdem die beiden anderen Exemplare bereits gefunden wurden, kam 1946 der britische Geheimdienst auf die Fährte Johannmeiers, der inzwischen auf einem Bauernhof in Kalthof arbeitete. Nach Verhören im britischen Hauptquartier in Bad Oeynhausen verriet Johannmeier das Versteck.

Anhand des Kriegstagebuches des britischen Historikers Hugh Trevor-Roper, der 1946 unmittelbar an den Verhören und der Entdeckung des Testamentes in Iserlohn beteiligt war, sowie weiterer Quellen aus dem Stadtarchiv und dem Bundesarchiv vermochte Marieluise Spangenberg einen spannenden Bogen zwischen Berlin 1945 und Iserlohn 1946 aufzubauen. Abschließend skizzierte sie den weiteren Lebensweg Johannmeiers, der als Diplom-Agrarwirt bei Landmaschinenfirmen Karriere machte und 1970 bei Frankfurt am Main starb. Zu seiner NS-Vergangenheit hat er nie öffentlich Stellung bezogen, sodass viele Fragen unbeantwortet bleiben müssen.

Mit neunzig Gästen war der Vortragsraum bis auf den letzten Platz besetzt. Einige Interessierte mussten sogar wieder nach Hause geschickt werden. Deshalb plant der Förderkreis Iserlohner Museen eine Wiederholung des Vortrages im Gewölbekeller des Museums für Handwerk und Postgeschichte am Mittwoch, 22. Juli. Die Vortragsreihe von Stadtarchiv und Volkshochschule wird am Dienstag, 16. Juni, mit einem Vortrag des Hagener Historikers Dr. Ralf Blank über die letzten Kriegsmonate in Südwestfalen 1944/45 fortgesetzt.

Marieluise Spangenberg
Marieluise Spangenberg bei ihrem Vortrag im Stadtarchiv (Foto: Rico Quaschny / Stadtarchiv Iserlohn).