Burggräfte
Benennungsdatum
Name seit 21.10.1975 (I b)
Lage
Ortsteil Sümmern, zwischen Rittershausstraße und Lupinenstraße // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Die Burggräfte ist einer der geschichtsträchtigsten Wege Sümmerns. 1204 wird die „Burg Sümmern“ erstmals urkundlich erwähnt.
Die Dorfstraße führte am Wassergraben der Burg / des „Schlosses“ Haus Sümmern vorbei. Der umlaufende Wassergraben, der einst die ehemalige „Burg Sümmern“ schützend umgab, wurde früher „Gräfte“ genannt, was „Graben“ bedeutet. Diese „Gräfte“ an der Burg gab der aus mehreren Wegen zusammengeschlossenen Straße ihren Namen.
Diese Straße setzt sich aus einem Teil der alten Dorfstraße, dem alten „Totenweg“, und dem nördlichen Teil eines alten Weges, der vom „Kapellenweg“ über dem „Obersten Berg“ zur „Iserlohner Straße“ (heute Schützenstraße) führte, zusammen. Der „Totenweg“, der im Jahre 1957 den Namen „Friedhofsweg“ erhielt, wurde im Volksmund nach einer wohl früher dort gelegenen Seidenspinnerei oder Seilerei auch „Spinnbahn“ genannt. Die Bezeichnung „Spinnbahn“ ist evtl. auch ein Hinweis auf die für Sümmern bezeugte Seidenraupenzucht und Seidenweberei.
Im Jahr 1204 überträgt das Domkapitel Köln dem „Gerlach von Sumberne“ seinen Hofesverband in Sümmern gegen eine jährliche Pacht. Zu dieser Zeit muss es bereits ein festes Haus mit einer Gräfte als Schutzgraben gegeben haben. Es ist anzunehmen, dass die vordringenden Franken diese erste feste Siedlung angelegt haben. Von der späteren Burg fand man 1971 vor der Zuschüttung der Gräfte einen kugelrunden Stein mit einer Eisenöse und der eingeschlagenen Jahreszahl 1628. Vermutlich diente dieser Stein als Kontergewicht der damaligen Zugbrücke. Auch drei Wappensteine vom Treppenaufgang des Hauses Sümmern und einer aus dem Garten wurden vor dem Abbruch des Hauses sichergestellt. Beide Wappensteine sind mit der Jahreszahl 1720 versehen.
Nachdem das Haus Sümmern 1973 abgebrochen wurde, errichtete die Stadt Iserlohn an der Stelle einen Park, in dem eine Gedenkmauer mit den eingelassenen Wappensteinen an die Burg erinnern soll. Mit der Neugestaltung des Parks im Frühjahr 1995 wurde diese Mauer abgebrochen und die Wappensteine von einem Steinmetz restauriert. Diese Wappensteine dürften noch zu der im Jahre 1351 erstmalig erwähnten (Wasser-) Burg gehört haben.
Wahrscheinlich um 1755 wurde anstelle der Burg ein größeres weitläufiges Herrenhaus errichtet, das von einem rechteckigen, etwa 13 m breiten und 2,5 m tiefen Wassergraben (der Burggräfte) umgeben war. Der letzte Gutsherr von Sümmern, Nicolaus Günther von Syberg, verließ 1800 hochverschuldet das Gut und zog nach Frankfurt.
Das sog. „Schloss“ wurde im Jahre 1816 dem Kirchen- und Gemeindevorstand in Sümmern verkauft und bis zum Jahr 1824 abgebrochen. Um 1829 kauften die Iserlohner Kaufleute und Fabrikanten Hermann Kissing und sein Schwager Carl Friedrich Quittmann die Grundstücke mit den noch vorhandenen Gebäuden des „Gutes Sümmern“. Sie errichteten auf den Fundamenten der alten Burg ein Landhaus. Der Burg- / Schlossgraben wurde 1970/71 zugeschüttet, das Landhaus im Jahre 1973 abgebrochen. Auf diesem Gelände wurde am 2.6.1974 (Pfingstsonntag) anlässlich eines Besuches aus der französischen Partnergemeinde Laventie der „Burggarten“ eröffnet.
Am 11.10.1957 wurde der Grundstein zum „Pius-Jugendheim“ an der Burggräfte gelegt, das am 9.11.1958 eingeweiht wurde. Nach einem Umbau in den Jahren 1981/82 wurde dieses Haus zum katholischen Pfarrheim geweiht.
Auf dem Gelände der heutigen Grundschule stand einst der Wirtschaftshof von „Haus Sümmern“. Hier befindet sich seit Pfingsten 1982 eine Partnerschaftsstele mit den Wappen der Gemeinden Sümmern und Laventie. (siehe Laventiestraße).

Quellen und Literatur

2019 im Auftrag des Stadtarchivs Iserlohn redigierter Auszug aus:
Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V., Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19)