Hugo-Fuchs-Allee
Benennungsdatum
Frühere Bezeichnungen: „Schulstraße“, „Zum Rupenteich“ und „Parkstraße“ 12.01.1898 (I b) bzw. 20.10.1930 (I c); Umbenennung „Parkstraße“ in „Hugo-Fuchs-Allee“ 24.08.1945; Umbenennung in „Bethanienallee“ 03.12.2019 (Haupt- und Personalausschuss).
Lage
Stichstraße von der Alexanderstraße nach Süd im Stadtkern Südwest // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Der Name der Straße wurde bereits mehrfach geändert. Frühere Bezeichnungen des Nordteils waren „Schulstraße“ vor 1905 (Stadtplan 1905) und „Parkstraße“ 20.10.1930 (I c), des Südteils „Zum Rupenteich“ (Stadtplan 1882) und „Parkstraße“ 12.01.1898 (I b). Der Volksmund sprach von „Maismecke“ oder „An der Bleiche“. Die Umbenennung der „Parkstraße“ in „Hugo-Fuchs-Allee“ mit Wirkung vom 24.08.1945 wurde anlässlich des 70. Geburtstages von Dr. Hugo Fuchs beschlossen.

Am 3. Dezember 2019 beschloss der Haupt- und Personalausschuss der Stadt Iserlohn die „Hugo-Fuchs-Allee“ in „Bethanienallee“ umzubenennen. Diesem Beschluss gingen mehrere politische Beratungen und Beschlüsse voraus.
Der Name „Bethanienallee“ nimmt Bezug auf die unmittelbare Lage des evangelischen Krankenhauses Bethanien an der umbenannten Straße. Die Bezeichnung „Bethanien“ greift einen biblischen Ort südöstlich von Jerusalem auf, in dem der von Jesus von den Toten auferweckte kranke und arme Lazarus begraben sein soll. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhielten viele evangelische Krankenhäuser den Namen „Bethanien“.
Das Evangelische Krankenhaus Bethanien in Iserlohn wurde 1897 nach 19-monatiger Bauzeit eröffnet. Bereits 1893 hatte die evangelische Kirchengemeinde Iserlohn zu diesem Zweck ein Grundstück am unteren Hang des Fröndenberges erworben. Die Baupläne wurden vom Baurat Karl Siebold (1854–1937) entworfen, die Bauleitung übernahm der Architekt Otto Leppin (1850–1937) und der Bauunternehmer Otto Schmidt (1844–1911) führte die Arbeiten aus. Ab 1909 kam es immer wieder zu Um- und Anbauten.
Bis 1966 wurde das Haus von Diakonissen geführt. Danach fand die Betreuung der Patienten durch die freie Schwesternschaft statt. Heute ist die AGAPLESION Evangelisches Krankenhaus Bethanien Iserlohn gemeinnützige GmbH ein Gesundheitszentrum mit vielfältigen medizinischen, pflegerischen und psychosozialen Angeboten im stationären, teilstationären, tagesklinischen und ambulanten Bereich.
Ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Klinik sind die in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft durchgeführten Zwangssterilisationen. Die Beteiligung des Ev. Krankenhauses Bethanien, des Chirurgen und Chefarztes Dr. Hugo Fuchs sowie weiterer Ärzte (u.a. Dr. Heitmann, Dr. Helene Krieger) ist unstrittig und durch zahlreiche Archivquellen belegt. Die hohe Anzahl der Zwangssterilisierten im Ev. Krankenhaus Bethanien – ca. 200-250 Männer und Frauen aus Iserlohn und den damaligen Kreisen Iserlohn und Arnsberg waren betroffen – belegt zudem, dass es sich dabei nicht um wenige Einzelfälle handelt, sondern um routinemäßig durchgeführte medizinische Eingriffe, die gegen den Willen der Betroffenen erfolgten. Besonders gravierend ist der Tod einer jungen Frau, der 1940 infolge einer Zwangssterilisierung eintrat.
Als Chirurg und Chefarzt des Ev. Krankenhauses Bethanien von 1936 bis 1945 trug insbesondere Dr. Hugo Fuchs (1875-1956) die persönliche Verantwortung für die zwischen 1934 und 1944/45 erfolgten Operationen. Aufgrund dieser Erkenntnisse beschloss der Haupt- und Personalausschuss am 7. Mai 2019 die Umbenennung der „Hugo-Fuchs-Allee“. Der neue Name wurde in der Sitzung dieses Ausschusses am 3. Dezember 2019 beschlossen.

Quellen und Literatur

Quellen:

Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, Regierung Arnsberg Nr. 13167
Stadtarchiv Iserlohn, Bestand B 1 Nr. 249
Stadtarchiv Iserlohn, Bestand B 4 Nr. 76
Stadtarchiv Iserlohn, Bestand B 4 Nr. 77
Stadtarchiv Iserlohn, Bestand B 9 Nr. 420
Stadtarchiv Iserlohn, Bestand D 4-1, Nr. 38/1940 I Nr. 255
Stadtarchiv Iserlohn, Bestand D 4-3 Nr. 593 Nr. 255
Stadtarchiv Iserlohn, Bestand PK 11 Nr. 23
Stadtarchiv Iserlohn, ZGS G 3 (Dr. Hugo Fuchs)
Stadt Iserlohn, Abt. Städtebauliche Planung, Straßenbenennungen

Literatur:

100 Jahre Krankenhaus Bethanien. Iserlohn [1997].

Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V., Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19).

Kühn, Fritz: Bethanien. Krankenhaus der Evangelischen Kirchengemeinde Iserlohn. Seine Geschichte. Iserlohn 1964.

Stricker, Hans-Heinrich: Intensivstation, Adrenalin und ein Saxophon. Klinische Erlebnisse, Einsichten, Spurensuche eines ehemaligen Chefarztes. Iserlohn 2008.

Walter, Bernd: Psychiatrie und Gesellschaft in der Moderne. Geisteskrankenfürsorge in der Provinz Westfalen zwischen Kaiserreich und NS-Regime. Paderborn 1996 (Forschungen zur Regionalgeschichte; 16).