Wagenfeldstraße
Benennungsdatum
Name seit 14.06.1979 (I e); Umbenennung am 15.12.2015 (I b)
Lage
Straße zwischen Hennigesstraße und An der Pütterey im Ortsteil Hennen // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Ursprünglich benannt nach Karl Wagenfeld (geb. 05.04.1869 in Lüdinghausen, gest. 19.12.1939 in Münster), einem Aktivisten der westfälischen Heimatbewegung, Heimatforscher und Dichter.

1915 war der Lehrer Karl Wagenfeld Mitbegründer des Westfälischen Heimatbundes und von 1921 bis 1926 arbeitete er als Geschäftsführer des Vereins. Nachdem er zunächst stellvertretender Vorsitzender wurde, war er von 1933 bis 1934 Vorsitzender des Heimatbundes. Karl Wagenfeld gilt aufgrund seiner Nähe zum Nationalsozialismus als umstritten. Er gilt als Repräsentant fremdenfeindlicher und rassistischer Anschauungen in Westfalen. Seit 1933 war er Mitglied der NSDAP. Sein eigenes Werk und die Arbeit des Westfälischen Heimatbundes erklärte er öffentlich als mit dem Gedanken des „neuen Reichs“ völlig konform.

Seit etwa 2010 kam es in zahlreichen westfälischen Städten zur Umbenennung von Straßen, die nach Karl Wagenfeld benannt waren. In einigen Orten verzichtete man allerdings auf eine Umbenennung, um den Anwohnern bürokratischen Aufwand zu ersparen. Stattdessen wechselte man den Namensgeber (Wilhelm Wagenfeld). Diesem Weg folgte Iserlohn, wo der Rat am 15. Dezember 2015 einstimmig beschloss: „Die Straße Wagenfeldstraße benannt nach Karl Wagenfeld wird umbenannt in Wagenfeldstraße benannt nach Wilhelm Wagenfeld“.

Der neue Namensgeber Wilhelm Wagenfeld (geb. 15.04.1900 in Bremen, gest. 28.05.1990 in Stuttgart) war ein deutscher Produktdesigner. Der Bauhaus-Schüler zählt zu den Pionieren des Industriedesigns. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst eingezogen und musste aufgrund seiner Weigerung, der NSDAP beizutreten, als „politischer Schädling“ an die Ostfront. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft trat er als Mitglied zahlreicher Kunstakademien und als Produktdesigner zahlreicher Alltagsprodukte in Erscheinung. Er hielt etliche Lehraufträge, wurde vielfach ausgezeichnet und mit Ehrenmitgliedschaften geehrt, außerdem sowohl zu Lebzeiten als auch postum zahlreich ausgestellt.

1992 beschloss der Senat der Freien Hansestadt Bremen die Umwidmung der Nördlichen Ostertorwache in das Wilhelm Wagenfeld Haus, welches 1998 eröffnete und ausschließlich für Wechselausstellungen zum Thema Design und Innovation sowie zu entsprechenden Veranstaltungen genutzt wird. 1993 wurde die in Bremen ansässige Wilhelm Wagenfeld Stiftung gegründet, die bis heute „sein Werk pflegt, der Öffentlichkeit zugänglich macht und im kunst- und kulturhistorischen Umfeld sowie im Rahmen der aktuellen Diskussion über Produktgestaltung“ darstellt. (Selbstdarstellung der Stiftung).


Quellen und Literatur

Quellen:

Wilhelm Wagenfeld Stiftung: http://www.wilhelm-wagenfeld-stiftung.de/ [Zugriff 24.10.2019]

100 Jahre Bauhaus: https://www.bauhaus100.de/das-bauhaus/koepfe/studierende/wilhelm-wagenfeld/ [Zugriff 24.10.2019] 

Stadt Iserlohn, Abt. Städtebauliche Planung, Akten zu Straßenbenennungen

Literatur

Bürger, Peter: Plattdeutsche Kriegsdichtung aus Westfalen 1914-1918. Karl Prümer – Hermann Wette – Karl Wagenfeld – Augustin Wibbelt. (daunlots. Internetbeiträge des christine-koch-mundartarchivs am maschinen- und heimatmuseum eslohe Nr. 50, 2012), S. 44-111. sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots%2050.pdf  [Zugriff am 16.10.2019]

Ditt, Karl: Karl Wagenfeld (1869-1939): Dichter, Heimatfunktionär, Nationalsozialist?, in: Frese, Matthias (Hrsg.): Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster 2012, S. 179-232.

Gödden, Walter: Belastete Straßennamen. Westfälische Autorinnen und Autoren in der NS-Zeit, in: Frese, Matthias (Hrsg.): Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Münster 2012, S. 121-150.

Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V., Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19)

Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren 1750 bis 1950: www.lwl.org/literaturkommission/alex/index.php [Zugriff am 16.10.2019]