Wermingser Straße
Benennungsdatum
Frühere Bezeichnungen „Wermynchuser strate“, vor 1426 (Schulte II, S. 44) und „Werminghuser strate“, vor 1545 (Schulte II, S. 141). Heutiger Name seit vor 1635 (Schulte II, S. 175)
Lage
Straße zwischen Alter Rathausplatz, Mendener Straße und Friedrichstraße im Stadtkern Mitte // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Diese Straße, eine der ältesten Iserlohns, war die Ost-West-Achse der alten Stadt.
Der Name wurde nach der Straßenrichtung gewählt, denn sie verlief vom Rathaus durch das Wermingser Tor zum damaligen Rittersitz Wermingsen und galt somit bereits vor sieben Jahrhunderten als Ausfallstraße nach Osten. Eine durchgehende Straße nach Hemer gab es noch nicht, vermutlich existierte aber ein Fußweg.
Wermingsen war eine Bauernschaft mit Rittersitz in der Gemeinde Calle, östlich der Stadt. Die Ritter besaßen im heutigen Ortsteil Wermingsen „auf dem Stüveken“ im Bereich der heutigen Hilbornstraße eine Burg mit Hof und einen vom Wermingser Bach gespeisten Wassergraben.
In einer Urkunde vom 9. März 1278, in welcher Graf Eberhard II. von der Mark Iserlohns Stadtrechte bestätigte, ist als erster Zeuge Johannes von „Wereminchusen“ bzw. „Wermelinchusen“ genannt. Später herrscht für die Familie die Schreibweise „Werminckhusen“ vor. 1309 „Wermelinchusen“ aus dem Mannesnamen „Wermo“, „Wermilo“, „Wermiling“.
Das um 1300 errichtete Wermingser Tor (auch Ostenpforte genannt) trug das Wappen des Geschlechts „derer von Wermingsen“. Es war eins von fünf Stadttoren und befand sich im Osten der mittelalterlichen Stadt Iserlohn, am Nordende des Schützenhofs und nahe der Geschäftsräume von Gustav Müller an der heutigen Wermingser Straße Nr. 26. Durch den hohen zweitürigen Turm im Innenring der Stadtmauer und die vorm Graben liegenden Doppeltürme war das Tor an der leicht zugänglichen Seite stark befestigt. Flankierende Schutzmaßnahmen stellten das Burgmannshaus der „von Rump“ und der Wehrturm im Ostabschnitt dar, der 200 m entfernt stand. 1651 wurde die „Ostenpforte“ zum Wohnhaus umgebaut, in das dann der Torpförtner einzog und somit nicht mehr im Torhaus außerhalb der Stadtmauer wohnen musste. So wie alle anderen Stadttore wurde auch das Wermingser Tor in den Jahren 1798/99 als überflüssig abgebrochen.
Als Iserlohner Burgmannen besaßen die „Werminghus“ ein festes Haus auf der Stadtmauer, das beim großen Stadtbrand von 1520 zerstört wurde. Sie selbst bewohnten dieses Burgmannshaus von 1270 bis 1433.
Sie verkauften schließlich ihren Adelssitz in Wermingsen, der im Laufe der Jahrhunderte verfallen war und als Steinbruch herhalten musste.
Mit Jobst starb 1620 das Geschlecht im Mannesstamm aus. Damit endet die Geschichte des Rittergeschlechts, das mit einem gewissen „Wermo“ aus dem 12. Jahrhundert begann.
Die Wermingser Straße war als höchstgelegene Straße der Iserlohner Innenstadt der bevorzugte Wohnsitz der Kaufleute. Erst mit dem zunehmenden Straßenverkehr seit Mitte des 19. Jh‘s ließen sie ihre Villen in ruhigeren Ortsteilen errichten. Trotz gleichzeitigem Durchgangsverkehr als frühere Reichs- bzw. Bundesstraße 7 (B 7) entwickelte sich die „Wermingser“ als Hauptgeschäftsstraße und beliebte Flaniermeile. Seit den 1980er Jahren wurde sie als Fußgängerzone verkehrsberuhigt.
Denkmalgeschützt sind das viergeschossige Eckhaus Nr. 23 Ecke Am Dicken Turm / Wasserstraße (um 1900) sowie die von 1710 bis 1718 errichtete Reformierte Kirche (Nr. 9), deren Rohbau beim letzten großen Stadtbrand von 1712 vernichtet wurde.
In dem Haus Nr. 43 hatte der Landrat Max Löbbecke von 1877 bis 1886 seinen Wohnsitz mit Amtsstube. Von hier aus lenkte er mit damals nur 5 Angestellten die Geschicke des Kreises Iserlohn (siehe Rolf Oventrop).
Der Ortsteil Wermingsen, früher zur Gemeinde Calle im Amt Westig gehörig, fiel 1929 an die Stadt Iserlohn (siehe In der Calle).

Quellen und Literatur

2019 im Auftrag des Stadtarchivs Iserlohn redigierter Auszug aus:
Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V., Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19)