Rückblick 2023

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Trauer um ehemaligen Iserlohner Stadtarchivar Götz Bettge (1946-2023)

von Rico Quaschny

Kommunalarchive werden durch ihre Leitungen geprägt, vor allem wenn diese über Jahrzehnte hinweg konstant aktiv wirken und fest in der Stadtgesellschaft verankert sind. Für das Stadtarchiv Iserlohn war der langjährige frühere Leiter Götz Bettge diese prägende Persönlichkeit, dessen Tod am 6. Oktober 2023 nun alle überraschte. Über 33 Jahre hinweg war er der markante Kopf des Iserlohner Kulturinstituts, dem er auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand eng verbunden blieb.

Geboren am 18. April 1946 in Wespen (Barby/Sachsen-Anhalt) kam Götz Bettge als Kind mit seinen Eltern nach Westdeutschland. Nach einer Ausbildung im evangelisch-kirchlichen Verwaltungsdienst begann er 1974 seine Archivausbildung an der Archivschule Marburg. Im Stadtarchiv Bochum absolvierte er den Vorbereitungsdienst für den gehobenen Archivdienst und trat hier 1977 seine erste Stelle als Diplom-Archivar an. Schon am 1. Dezember 1977 übernahm er die Leitung des Stadtarchivs Iserlohn. Als erstem ausgebildeten Archivar fiel ihm die Aufgabe zu, das Stadtarchiv als selbstständige Kultureinrichtung in der Stadt zu etablieren, fachlich zu strukturieren und bedarfsgerecht unterzubringen.

Kurz vor seinem Dienstantritt war das Stadtarchiv aus dem „Haus der Heimat“, wo es noch zusammen mit dem Stadtmuseum untergebracht war, in das benachbarte Rampelmannsche Haus umgezogen. Zwar hatte das Stadtarchiv damit ein eigenes, repräsentatives Gebäude erhalten, doch dieses war keineswegs archivgerecht. Der Kampf um eine bessere Unterbringung des Stadtarchivs sowie um eine angemessene personelle Ausstattung bestimmte mehr als zwei Jahrzehnte das Wirken von Götz Bettge.

Ende der 1970er Jahre begann nach der endgültigen Trennung von Archiv- und Museumsleitung die eigentliche Aufbauarbeit für das Iserlohner Stadtarchiv: Archiv-, Sammlungs- und Museumsgut musste getrennt und nach dem Provenienzprinzip geordnet und erschlossen werden. Durch eine aktive Sammlungsarbeit gelang es immer wieder, bedeutende Unterlagen aus Privatbesitz in das Stadtarchiv Iserlohn zu übernehmen. Götz Bettge erkannte von Beginn an, dass Nachlässe sowie Unterlagen von Vereinen, Firmen und Parteien einen hohen inhaltlichen Wert für ein Kommunalarchiv besitzen und viele stadt- und regionalgeschichtliche Forschungen erst durch nichtamtliches Archivgut möglich werden.

Als Vertreter einer jüngeren Generation suchte Götz Bettge Kontakt zur etablierten Heimatforschung in Iserlohn und gehörte zu den Mitgründern des Förderkreises Iserlohner Museen e.V. Bewusst distanzierte er sich jedoch von jeder verklärenden „Heimattümelei“ und etablierte das Stadtarchiv als zentrale Informations- und Dokumentationsstelle für die Iserlohner Stadtgeschichte. Er setzte immer wieder neue Akzente und eigene Forschungsschwerpunkte und widmete sich akribisch bislang kaum beachteten stadtgeschichtlichen Themen. Beispielhaft seien Ausstellungen und Veröffentlichungen zu Robert Löbbecke („Ein Westfale in China“, 1982) und zu Villen und Gärten in Iserlohn (1992) genannt. Rechtzeitig zum 750-jährigen Stadtjubiläum legte er 1987 als Herausgeber ein bis heute in weiten Teilen noch gültiges Standardwerk vor, das auf moderne Art Iserlohner Stadtgeschichte wissenschaftlich fundiert und allgemeinverständlich formuliert vermittelt. Das „Iserlohn-Lexikon“ versammelt Beiträge von 24 Autorinnen und Autoren und galt schon vor dem Erscheinen als „der wohl anspruchsvollste Beitrag zum Jubiläum“, so die Westfälische Rundschau (Iserlohn) vom 13. März 1986. Immer wieder war es ihm ein besonderes Anliegen, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende bei Vorträgen, Führungen und Projekten für stadtgeschichtliche Themen zu begeistern.

Schon nach wenigen Jahren waren die Kapazitäten des Stadtarchivs erschöpft, Raumaufteilung und Statik verhinderten eine optimale Nutzung des Hauses, zudem waren die feuchten Kellerräume kaum für die Lagerung von Archivgut geeignet. Die jahrelangen Bemühungen von Götz Bettge um bessere Räume führten trotz mancher Enttäuschungen und Rückschläge dazu, dass auch Verwaltung und Politik überzeugt werden konnten und das ehemalige Postgebäude für Archivzwecke von der Stadt angekauft und umgebaut wurde. Mit dem Umzug des Stadtarchivs 2003 erfüllten sich viele Wünsche Götz Bettges. Die ihm stets wichtige Vermittlung stadtgeschichtlicher Fragestellungen war nun unter viel besseren Bedingungen möglich.

Dank seiner regionalen und überregionalen Netzwerkarbeit etablierte sich das Stadtarchiv Iserlohn beispielsweise durch Tagungen als wissenschaftliche Kultureinrichtung über den lokalen Raum hinaus. Der Blick über den Iserlohner Tellerrand war Götz Bettge immer wichtig. So verfolgte er bis zuletzt geschichtspolitische Diskussionen und Entwicklungen im bundesdeutschen Archivwesen. Götz Bettge war als Vertreter Nordrhein-Westfalens zehn Jahre lang Mitglied in der Bundeskonferenz der Kommunalarchive. Im „Arbeitskreis gehobener Dienst“ des Verbands deutscher Archivarinnen und Archiv e.V. setzte er sich engagiert für die große Gruppe der Diplomarchivar/innen in ihrem Fachverband ein. Auch der Arbeitsgemeinschaft der nordrhein-westfälischen Stadtarchive des Städtetages Nordrhein-Westfalen gehörte er von deren Konstituierung im Jahr 2003 bis 2011 an.

Nach über 33 Dienstjahren trat Götz Bettge 2011 in den Ruhestand. Für ihn begann nun eine Zeit, in der er sich ganz seinen persönlichen Interessen widmen konnte. Er reiste gern und besuchte deutschlandweit Museen, Ausstellungen und Konzerte. Mehrfach war er in seinem Geburtsort in der Magdeburger Börde und plante, sich mit der Geschichte des kleinen Dorfes und seiner Familie intensiver zu beschäftigen. Wöchentlich besuchte er „sein“ Stadtarchiv und stand seinem Nachfolger immer mit Rat und Tat zur Seite. Er arbeitete viele Jahre ehrenamtlich im Burgarchiv, dem kirchlichen Archiv des Evangelischen Gemeindeverbandes in Iserlohn, hielt immer wieder Vorträge im Stadtarchiv und in anderen Einrichtungen und führte unzählige Gruppen durch die Stadt. Besonders am Herzen lagen ihm dabei die Industriekultur, die Baukultur und die Denkmalpflege. Mit Sorge verfolgte er bis zuletzt die Veränderungen im Iserlohner Stadtbild und den Verlust historischer Bausubstanz.

In seinen letzten Lebensjahren schränkten Götz Bettge Pandemie und gesundheitliche Probleme oft ein. Im Frühjahr diesen Jahres kam noch ein vom ihm schon Ende der 1980er Jahre angestoßenes Editionsprojekt in Zusammenarbeit mit Wilfried Reininghaus, Günter Kriependorf und seinem Nachfolger zu einem guten Ende: Die stadt- und familiengeschichtlichen Schriften des Iserlohner Oberbürgermeisters Dr. Johann Caspar Lecke aus dem 18. Jahrhundert erschienen in der Schriftenreihe der Historischen Kommission für Westfalen. Zu seinen letzten Herzensprojekten gehörte die Ausbildung neuer Stadtführerinnen und Stadtführer in Iserlohn.

Wer Götz Bettge kannte, weiß, dass er stets ein kritischer Zeitgenosse war und keiner Auseinandersetzung aus dem Weg ging. Zurückhaltend, aber bestimmt und fest in seiner Meinung vertrat er seine Standpunkte, Schmeicheleien und Gefälligkeiten waren nicht seine Sache. Wie konnte er sich beispielsweise über gänzlich unkritische Nachrufe aufregen!

Noch wenige Tage vor seinem plötzlichen Tod war Götz Bettge im Stadtarchiv, u. a. um Planungen für Veranstaltungen zum 175. Jahrestag der Iserlohner Revolution im Jahr 2024 zu besprechen. Umso unfassbarer traf das Team des Stadtarchivs und alle Weggefährten deshalb die Nachricht von seinem Tod. Unser Mitgefühl gilt seiner Lebensgefährtin, seinem Sohn und dessen Familie. Sein kritischer Blick, sein unerschöpfliches Wissen um die Iserlohner Geschichte und sein unverwechselbarer Humor werden uns sehr fehlen.

(veröffentlicht in: Archiv, 77. Jg., Heft 2, 2024, S. 180 f. und Archivpflege in Westfalen-Lippe, Heft 100, 2024, S. 75-77.)

Galionsfigur der Iserlohner Kolonialbewegung

Vortrag über Konteradmiral a.D. Paul Schlieper (1864-1950) im Stadtarchiv Iserlohn

Am Dienstag, 24. Oktober 2023, wird die stadtgeschichtliche Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn, die im zweiten Halbjahr unter dem Thema „Iserlohn und der deutsche Kolonialismus“ steht, fortgesetzt.

Dr. Barbara Frey aus Bielefeld, Literaturwissenschaftlerin und freiberufliche Historikerin, widmet sich in ihrem Vortrag dem Konteradmiral a. D. und Autor Paul Schlieper (1864-1950) aus der Grüne, einer zentralen Figur für die Iserlohner Kolonialbewegung. In Zeitungsartikeln und Vorträgen glorifizierte er rückblickend seine Zeit bei der Kaiserlichen Marine und im Krieg gegen die Yihetuan („Boxer“) in China. Dr. Frey beleuchtet sein Leben, seine Veröffentlichungen und sein kolonialrevisionistisches Engagement aus einer postkolonialen Perspektive.

Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr im Stadtarchiv in der „Alten Post“ (Mulitfunktionsraum), Theodor-Heuss-Ring 5, 58636 Iserlohn. Der Eintritt kostet sechs Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kooperationspartner der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe sind die FernUniversität in Hagen und die VHS Iserlohn.

Koloniale Kriegserlebnisse als Lebensgrundlage eines Iserlohners

Vortrag zu Otto Hegel-Emden (1894-1961)

Am Dienstag, 19. September, wird die stadtgeschichtliche Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn, die im zweiten Halbjahr unter dem Thema „Iserlohn und der deutsche Kolonialismus“ steht, fortgesetzt.

Der Literaturwissenschaftler und Lokalgeschichtsforscher Dr. Walter Wehner aus Iserlohn skizziert in seinem Vortrag am Beispiel des Obermatrosen und Gastwirts Otto Hegel-Emden, wie Erlebnisse auf der SMS Emden während des Ersten Weltkrieges zur Lebensgrundlage werden konnten. Der Referent versucht mit Hilfe des Nachlasses von Otto Hegel-Emden im Stadtarchiv Iserlohn, weiterer Quellen und einer Reihe von Bildern aufzuzeigen, wie das „Emden-Abenteuer“ bis heute rezipiert und verwertet wird.

Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr im Stadtarchiv in der „Alten Post“ (Mulitfunktionsraum, Theodor-Heuss-Ring 5, 58636 Iserlohn). Der Eintritt kostet sechs Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kooperationspartner der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe sind die FernUniversität in Hagen und die VHS Iserlohn.

Zur Iserlohner Kolonial-Geschichte gehören neben den Auswanderern und Händlern, den Mitarbeitenden in der Kolonialverwaltung, in Schulen, Krankenhäusern und kirchlichen Einrichtungen auch die Angehörigen des Militärs, der Schutztruppen und der Marine. Im Ersten Weltkrieg wurden letztere sowohl für die Verteidigung der deutschen Kolonien von der Südsee bis nach Afrika wie auch zur Bekämpfung der feindlichen Seekräfte eingesetzt. Einer dieser Matrosen, der Iserlohner Obermatrose Otto Hegel, war an diesen Geschehnissen vor und während des Krieges auf der SMS Emden beteiligt. Diese Erlebnisse prägten sein ganzes Leben, besonders sein berufliches. Die Verwertung seines „Emden-Abenteuers“ wurde nicht nur zur Lebensgrundlage, sie führte schließlich sogar zur Änderung seines Nachnamens.

Ein Westfale im globalen Kolonial- und Sklavenhandel

Vortrag zu Friedrich Romberg (1729-1819)

Am Dienstag, 5. September 2023, wird die stadtgeschichtliche Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn, die im zweiten Halbjahr unter dem Thema „Iserlohn und der deutsche Kolonialismus“ steht, fortgesetzt.

Prof. Dr. Magnus Ressel von der Universität Bremen wird das wechselhafte Leben des Friedrich (von) Romberg (1729-1819), der als Westfale im globalen Kolonial- und Sklavenhandel zu Reichtum kam, vorstellen. Er wird dabei insbesondere auf dessen Verbindungen zwischen den karibischen Plantagen und Westfalen eingehen.

Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr im Stadtarchiv in der „Alten Post“ (Mulitfunktionsraum), Theodor-Heuss-Ring 5, 58636 Iserlohn. Der Eintritt kostet sechs Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kooperationspartner der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe sind die FernUniversität in Hagen und die VHS Iserlohn.

Friedrich Romberg verlebte seine letzten zehn Jahre wie seine erste Lebensdekade: Ohne Vermögen und in Obskurität. Jedoch war er in den dazwischenliegenden 70 Jahren zeitweise der wohl reichste Mann Europas gewesen, ein enger Freund Kaiser Josephs II., der ihn 1784 selbst geadelt hatte. Mit einem Besitz von über 150 Schiffen, 20 Plantagen in der Karibik und Anteilen an weiteren 30, mehreren Textilfabriken in den österreichischen Niederlanden und einer transkontinentalen Spedition, die eine zollfreie Verbindung von Ostende bis nach Neapel bot, wurde er zeitlebens als unternehmerisches Genie bewundert. Dank seiner Spenden für das Armenwesen seiner Wahlheimat Brüssel und für seinen Geburtsort Hemer erfreute er sich in beiden Orten zu Lebzeiten einer hohen Wertschätzung.

Wirtschaft, Krieg und Propaganda?

Vortragsreihe zum Kolonialismus in Iserlohn beginnt

Am Dienstag, 29. August 2023, startet die stadtgeschichtliche Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn in das Programm des zweiten Halbjahres, das unter dem Thema „Iserlohn und der deutsche Kolonialismus“ steht.

Der Pädagoge und Heimatforscher Detlev Brum aus Dortmund und der Historiker Dr. Fabian Fechner von der FernUniversität Hagen geben zum Auftakt der Reihe in dem Vortrag „Wirtschaft, Krieg und Propaganda?“ Einblicke in die koloniale Seite der Iserlohner Stadtgeschichte.

Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr im Stadtarchiv in der „Alten Post“ (Mulitfunktionsraum), Theodor-Heuss-Ring 5, 58636 Iserlohn. Der Eintritt kostet sechs Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kooperationspartner der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe sind die VHS Iserlohn und die FernUniversität in Hagen.

Was hat Iserlohn mit der Kolonialzeit zu tun? Und nimmt die Stadt dabei eine besondere Stellung ein? Im Gang durch ein Jahrhundert sollen diese Fragen beantwortet werden, anhand von konkreten Personen, Ereignissen und Vereinigungen zwischen den 1840er und 1940er Jahren. So wird deutlich, dass die frühe Industrialisierung die Stadt rasch in den Welthandel einbindet. Das führt dazu, dass in Iserlohn koloniale Fragen diskutiert werden, die an Industriestandorten des Ruhrgebiets erst Jahrzehnte später aktuell werden. In Iserlohn verbreiteten Völkerschauen, Missionsgesellschaften und Vortragende in Schulen und Vereinen ganz eigene Vorstellungen von kolonial unterworfenen Weltgegenden. Wie diese aussahen und welche gesellschaftliche und politische Wirkung sie hatten, soll im einführenden Vortrag deutlich werden.

„Iserlohn und der deutsche Kolonialismus“

Neue stadtgeschichtliche Vortragsreihe startet Ende August

Das neue Vortragsprogramm vom Stadtarchiv Iserlohn für das zweite Halbjahr 2023 verspricht abwechslungsreiche Einblicke in ein aktuelles Thema. Mit „Iserlohn und der deutsche Kolonialismus“ ist die neue Reihe überschrieben, die Stadtarchivar Rico Quaschny in Kooperation mit dem Lehrgebiet Geschichte der FernUniversität in Hagen und der VHS Iserlohn entwickelt hat.

Bürgermeister Michael Joithe freut sich über das anspruchsvolle Programm: „Die neue stadtgeschichtliche Vortragsreihe verspricht wieder zahlreiche neue Erkenntnisse zu unserer Geschichte und zeigt einmal mehr, wie eng unsere Lokalgeschichte in das Weltgeschehen eingebunden war.“  Weiterlesen...

Stadtgeschichtliche Vortragsreihe zu Gast in Oestrich

Vortrag über Oestrich, Letmathe und die Grafschaft Limburg

Am Dienstag, 13. Juni 2023, endet die stadtgeschichtliche Vortragsreihe von Stadtarchiv und Volkshochschule Iserlohn im ersten Halbjahr mit einem Vortrag, zu dem auch zwei weitere Kooperationspartner – der Heimatverein Ortsring Oestrich e. V. und der Geschichtskreis Letmathe (Heimatverein Letmathe e.V. und Förderverein Haus Letmathe e.V.) – einladen.

Dr. Stephanie Marra, Leiterin des Universitätsarchivs der TU Dortmund, wird in ihrem Vortrag die Verbindungen zwischen Oestrich und Letmathe und der Grafschaft Limburg vorstellen. Sie beleuchtet die nicht immer konfliktfreie historische Entwicklung und berücksichtigt auch sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte.

Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im katholischen Pfarrheim Mariae Himmelfahrt in Oestrich, Wiesenstraße, 58642 Iserlohn. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zwischen der Grafschaft Limburg, der Gemeinde Hohenlimburg und den heute zur Stadt Iserlohn gehörenden Gemeinden Oestrich und Letmathe bestanden vom Mittelalter bis zu Neuzeit enge Beziehungen. Auf dem Burgberg bei Oestrich sind die Reste einer spätestens im 9. Jahrhundert erbauten Wallanlage sowie einer mutmaßlichen Höhenburg überliefert. Um 1220 erwähnt die Große Vogteirolle der Besitztümer des Grafen Friedrich II. von Isenberg eine „cometia Osteric“. Die dort verankerten Gerichts- und Hoheitsrechte ermöglichten ab 1243 gemeinsam mit den bei Elsey im Lennetal vorhandenen Rechten die Entstehung der Grafschaft Limburg. Das Territorium der Grafschaft umfasste im Spätmittelalter das Kirchspiel Letmathe mit dem Adelssitz Haus Letmathe und das Kirchspiel Oestrich. Nach der Reformation war Letmathe wegen der Ausrichtung der dortigen Herren von Brabeck die einzige verbliebene katholische Exklave in der Grafschaft.

Fotograf, Jude und Patriot in Iserlohn

Vortrag über Leopold Cohen (1838–1911)

Am Dienstag, 9. Mai 2023, wird die stadtgeschichtliche Vortragsreihe von Stadtarchiv und Volkshochschule Iserlohn fortgesetzt.

Stadtarchivar Rico Quaschny stellt in einem Vortrag die Biografie des Fotografen Leopold Cohen (1838–1911) vor, der zu den ersten nachweisbaren Fotografen der Iserlohner Stadtgeschichte gehört und vier Jahrzehnte wirkte. Begleitet wird der Vortrag von fotografischen Stadtansichten, Postkarten und Porträts aus dem Atelier von Cohen.

Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Fanny-van-Hees-Saal der VHS Iserlohn im Stadtbahnhof, Am Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn. Der Eintritt kostet sechs Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

1867 warb Leopold Cohen erstmals um Kundschaft in Iserlohn. Die wenigen von ihm erhaltenen, äußerst qualitätsvollen Stadtansichten gehören zu den ältesten im Stadtarchiv überlieferten Fotografien Iserlohns überhaupt. Cohen war jedoch nicht nur mehrere Jahrzehnte als Fotograf aktiv. Er leitete als preußisch-deutscher Patriot einen Kriegerverein und war aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde Iserlohn. Seine Biografie zeigt trotz aller Lücken exemplarisch, wie sich künstlerisches und handwerkliches Können, lokaler und nationaler Patriotismus und jüdischer Glauben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbinden ließen. Der Vortrag schließt mit einem Blick auf die Nachkommen Cohens, die während der NS-Zeit entrechtet und zum großen Teil ermordet wurden.

Die Lehmkuhle in Iserlohn und die Photogrammetrie in Deutschland

Vortrag von Professor Grimm über Albrecht Meydenbauer (1834-1921)

Am Dienstag, 18. April 2023, wird die stadtgeschichtliche Vortragsreihe von Stadtarchiv und Volkshochschule Iserlohn fortgesetzt. Prof. Dipl.-Ing. Albrecht Grimm aus Hilchenbach widmet sich in seinem Vortrag dem Bauingenieur und Architekten Albrecht Meydenbauer (1834-1921), der eine Zeit lang als Königlich-Preußischer Kreisbaumeister in Iserlohn wirkte und später zum Begründer der Photogrammetrie in Deutschland wurde.

Professor Grimm wird den Lebensweg von Albrecht Meydenbauer und seine großen Verdienste auf dem Gebiet der Photogrammetrie vorstellen, aber auch auf Meydenbauers Gutachten zu den Bergschäden im Bereich der Lehmkuhle in Iserlohn eingehen.

Der Referent lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Universität Siegen praktische Vermessung und Photogrammetrie und forscht seit über 30 Jahren zu Leben und Werk von Albrecht Meydenbauer. 2017 erhielt er die von der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie und Fernerkundung gestiftete Albrecht-Meydenbauer-Medaille.

Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr im Fanny-van-Hees-Saal der VHS Iserlohn im Stadtbahnhof, Am Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn. Der Eintritt kostet sechs Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Albrecht Meydenbauer (1834-1921) wuchs in Trier auf und studierte Bauwesen an der Gewerbeschule bzw. der Bauakademie in Berlin. Berufliche Stationen führten ihn u.a. nach Wetzlar, Freyburg und Saarlouis, wo er die im Aufstreben befindliche Fotografie für Messzwecke nutzte. Schwierigkeiten mit Vorgesetzten führten dazu, dass er sich um die Stelle des Kreisbaumeisters in Iserlohn bewarb. Nach dem Dienstantritt im April 1876 hatte er sich in Iserlohn gleich mit der Lehmkuhle zu befassen. Sein Gutachten stellte fest, dass es sich bei den dortigen Senkungen nicht um eine fehlende Entwässerung sondern um Bergschäden handelte. Die Bergbaugesellschaft musste Schadensersatz leisten. Schon nach einem Jahr Tätigkeit in Iserlohn wurde Meydenbauer versetzt. 1885 konnte er seinen Traum verwirklichen: Die „Königlich Preussische Messbild-Anstalt Berlin“ wurde gegründet, das erste photogrammetrische Institut, weltweit!

Der Vater der westfälischen Fotografie: Friedrich Hundt (1807-1887) - Vortrag von Dr. Volker Jakob in Iserlohn

Am Dienstag, 21. März, wird die stadtgeschichtliche Vortragsreihe von Stadtarchiv und Volkshochschule Iserlohn fortgesetzt. Dr. Volker Jakob stellt Leben und Werk von Friedrich Hundt (1807-1887) vor, der ein Sohn der Stadt Iserlohn war und in Münster zum Vater der westfälischen Fotografie wurde.
Der Referent ist Historiker und war bis zu seiner Pensionierung langjähriger Leiter des Bild-, Film- und Tonarchivs des Medienzentrums für Westfalen im Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Fanny-van-Hees-Saal der VHS Iserlohn im Stadtbahnhof (Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn). Der Eintritt kostet sechs Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen drei Euro. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die nahezu zeitgleiche Entdeckung des fotografischen Verfahrens durch die Franzosen Niepce und Daguerre in den 1830er Jahren hat die Wahrnehmung der Welt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner radikal verändert. Jetzt gab es erkennbare Gesichter, Bilder, die das Leben so zeigten, wie es ist. Schon wenige Monate nach der Patentierung dieser revolutionären Erfindung, die der französische Staat der Welt gewissermaßen schenkte, begann ein junger Arbeiter namens Friedrich Hundt, 1807 in Iserlohn geboren und nach Wanderjahren in Münster sesshaft geworden, sich die Technik dieses Verfahrens anzueignen. Mit Erfolg. Hundt wurde zum Vater der westfälischen Fotografie. Seine allerersten erhaltenen Bilder stammen aus dem Jahr 1843. Er hat alle weiteren Entwicklungen dieses dynamischen Mediums in den Folgejahren aufgegriffen und für sich nutzbar gemacht. Aus dem jungen Habenichts wurde ein erfolgreicher Mann, der sich nach vielen Arbeitsjahren vermögend zur Ruhe setzte. Ein Gründer eben. An ihn und an seine Bilder (und Bildwelten) soll in diesem Vortrag erinnert werden.

„Das jetz florirende Iserlohn“ – Präsentation einer Neuerscheinung zur Iserlohner Stadtgeschichte am 17. März - "Schriften des Iserlohner Oberbürgermeisters Johann Caspar Lecke aus dem 18. Jahrhundert"

Die Stadt Iserlohn und die Historische Kommission für Westfalen präsentierten am Freitag, 17. März, 17 Uhr, im Löbbecke-Saal des Parktheaters Iserlohn (Alexanderhöhe 3) das neu erschienene Buch „Das jetz florirende Iserlohn“. In dem mit zahlreichen Abbildungen versehenen Band werden erstmals alle greifbaren „Stadt- und familiengeschichtlichen Schriften des Iserlohner Oberbürgermeisters Johann Caspar Lecke (1694-1785)“ in einer Edition vorgelegt.

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Zum 200. Geburtstag von Professor Ernst Danz: Vortrag über verdienten Ehrenbürger der Stadt Iserlohn

Am Dienstag, 21. Februar, wird die stadtgeschichtliche Vortragsreihe von Stadtarchiv und Volkshochschule Iserlohn fortgesetzt.

Stadtarchivar Rico Quaschny skizziert Leben und Wirken von Professor Ernst Danz (1822-1905) in Iserlohn.

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„Ketten knüpfen“ - Vortrag zur Geschichte der südwestfälischen Kettenproduktion

Am Donnerstag, 12. Januar, bietet der Geschichtskreis Letmathe den Vortrag „Ketten knüpfen“ an. Prof. Dr. Hiram Küper (Mannheim) stellt die Geschichte und Entwicklung der südwestfälischen Kettenproduktion vom Handwerk zur Industrie vor.

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Stadtgeschichtliche Vortragsreihe startet am 12. Januar 2023

Pünktlich zum Jahresbeginn erschienen ist das Vortragsprogramm des Stadtarchivs Iserlohn für das erste Halbjahr 2023.

Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert reicht die zeitliche Spanne, die von den neuen Themen der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe abgedeckt werden.

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