Am Löbbeckenkopf
Benennungsdatum
Name seit 14.04.1965 (I b)
Lage
Ortsteil Seilerseegebiet, zwischen Schlesische Straße und Am Steinhügel // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Der 285 m hohe Löbbeckenkopf hieß früher Hengstenberg. Dieser erstreckte sich teils auf Iserlohner, teils (als Duloh) auf Hemeraner Gebiet.
Der „Löbbeckenkopf“ war ursprünglich ein Flurname, der von der Kaufmannsfamilie Löbbecke stammt. Diese Familie war vom 14. Jh. bis zum Ende des 19. Jh‘s in Iserlohn ansässig. Sie besaß Häuser u. a. „Am Dicken Turm“ (heute Pankratius-Altenheim) und an der Mendener Straße 150. Der Löbbeckenkopf gehörte seit 1864 zu dem 400 Morgen großen Gut der Familie Löbbecke im Schleddenhof, dem Familiensitz an der heutigen Schlesischen bzw. Mendener Straße. Im Jahre 1935 ging das Gut Schleddenhof mit dem Löbbeckenkopf für 230.000 RM in den Besitz der Stadt Iserlohn über. Der Name ist aber geblieben.
Nach der Familienchronik soll schon 1313 ein Gerhard Löbbecke Bürgermeister in Iserlohn gewesen sein. Nachweislich ist ein Hinrich Löbbecke als Zeuge in einer Urkunde vom 21.10.1418 genannt. Aus dem 16. Jh. sind 25 Urkunden über die Familie Löbbecke vorhanden, in denen sie meistens als Bürgermeister oder Ratsherren erwähnt werden. Aus dem 17. Jh. gibt es 58 Nachweise, die zeigen, dass diese Familie in der Stadt Iserlohn eine bedeutende Rolle gespielt hat. Fast ein ganzes Jahrhundert lang stellte das Geschlecht die Bürgermeister der Stadt. So war z. B. Caspar Löbbecke in den Jahren von 1660 bis 1681 11-mal Bürgermeister und Melchior jun. sogar 13-mal. Diese Stellung in der Stadt behielten die Angehörigen der Familie auch im 18. Jh. bei, wenn sie sich auch in dieser Zeit mehr im Wirtschaftsleben der Stadt und in der aufkommenden Industrie betätigten. So gründete Johann Anton Löbbecke 1729 als erster in Iserlohn eine Fabrik für Messingwaren. Der Wohlstand der Familie muss beträchtlich gewesen sein, denn immer wieder stößt man auf Beurkundungen, aus denen sich ergibt, dass Angehörige dieses Geschlechts der Stadt Iserlohn Geld gespendet haben. Auch am politischen Leben nahm die Familie maßgeblich teil. So wurde der Kaufmann Hermann Löbbecke 1848 zum Kompanieführer der Bürgerwehr gewählt, während der Fabrikant Alexander Löbbecke gegen seinen Willen und nur mit Widerstreben in den Revolutionsunruhen 1848/49 zum Chef der Bürgerwehr ernannt wurde.
Der Wald des Löbbeckenkopfes wurde nach Kriegsende bis auf kleine Rotbuchen- und Fichtenbestände abgeholzt. Durch Militärübungen, Bombeneinschläge und Munitionssprengungen war er schon vorher stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Teil wurde außerdem gerodet und in Kleingärten umgewandelt. Später wurde der Berg mehrere Jahre als Panzerübungsgelände der alliierten Streitkräfte benutzt.
Die Straße Am Löbbeckenkopf wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg bogenförmig angelegt.

Quellen und Literatur

2019 im Auftrag des Stadtarchivs Iserlohn redigierter Auszug aus:
Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V., Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19)

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