Rittershausstraße
Benennungsdatum
Frühere Bezeichnungen „Lange Straße“ bzw. „Dorfstraße“. Heutiger Heutiger Name seit 14.11.1947 (S)
Lage
Straße zwischen Sümmerner Straße und Stadtgrenze Menden im Gebiet Rombrock // Straße in der Karte anzeigen
Erläuterung

Die heutige Rittershausstraße ist eine der ältesten Straßen Sümmerns. Dieser nördlich der Landstraße 680 gelegene Teil der alten Landstraße von Iserlohn über Sümmern nach Langschede und weiter nach Unna hieß früher auch „Lange Straße“. Auf Vorschlag der SGV-Abteilung Sümmern erhielt die Straße am 14. November 1947 zu Ehren des Dichters Emil Rittershaus den Namen Rittershausstraße.

Als Sohn eines Seidenbänderfabrikanten am 3. April 1834 in Barmen geboren, beteiligte sich Rittershaus laut seiner Autobiografie bereits als Jugendlicher an der politischen Lyrik der Revolution von 1848/49. Mit vielen engagierten Schriftstellern der damaligen Zeit wie Carl Butz, dem Anführer des Iserlohner Aufstandes von 1849, oder Ferdinand Freiligrath (siehe Freiligrathstraße) verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Noch Mitte der 1860er Jahre veröffentlichte er politische Gedichte in Exilzeitschriften wie „Der deutsche Eidgenosse“ und „Der Social-Demokrat“. Später verfasste er allerdings auch Huldigungsgedichte auf Wilhelm I. und Wilhelm II. sowie 1870/71 nationale Kriegslyrik. Am 8. März 1897 starb Rittershaus 63-jährig an einem Herzleiden. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Barmer Friedhof.

Mit Iserlohn verbanden den Lyriker geschäftliche Beziehungen und Freundschaften zu den Kreisen des Großkaufmanns und Schützenkönigs (1868) Carl Schrimpff. Während eines Besuches in Iserlohn entstand nach eigenen Aussagen des Dichters im Frühjahr 1868 im Gasthof zur Post das „Westfalenlied“. Gewidmet hatte er es Carl Schrimpff. Die erste Veröffentlichung erschien am 24. April 1869 unter dem Titel „Grüß dich Gott, Westfalenland“ im „Volksblatt für den Wahlkreis Iserlohn-Altena“. Der Freund, Berufskollege des Dichters und Sänger Dr. Hugo Rademacher trug das Lied nach einer Komposition des Musikers Peter Johann Peters erstmalig 1869 im Casino in Altena vor. Im Stadtarchiv Iserlohn und im Kreisarchiv Altena befinden sich zwei unterschiedliche handschriftliche Fassungen des „Westfalenliedes“ von des Dichters Hand. Für die späteren „Legenden“ über die Entstehung des Liedes lassen sich keine verlässlichen Quellen ermitteln.

Neben dem „Westfalenlied“ schrieb Rittershaus auch Gedichte über die Dechenhöhle und eine Reihe weiterer Gelegenheitsgedichte mit Bezug auf Iserlohn und seinen dortigen Freundeskreis.

1963 wurde am Bertingloh ein aus drei Findlingen bestehendes Rittershausdenkmal errichtet, 50 Jahre später zusätzlich eine 2,20 m hohe Rittershaus-Statue. Denkmal und Statue erinnern an den Ort, an dem Rittershaus angeblich zum Text des „Westfalenliedes“ inspiriert wurde.

Seit 1982 spielt das Glockenspiel am Unnaer Platz u.a. das Westfalenlied. Am 26. September 1984 wurde an der Stelle des ehemaligen „Gasthofs zur Post“, an der heutigen Ecke Gartenstraße / Theodor-Heuss-Ring Nr. 9, eine Bronzetafel enthüllt, die auf die „Geburtsstunde“ und den Dichter des „Westfalenliedes“ hinweist. Bereits am 5. Juni 1926 hatte man hier auf Antrag des Iserlohner Oberbürgermeisters Richard Gertenbach eine ähnliche Bronzeplatte angebracht, die allerdings im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurde.



Quellen und Literatur

Quellen:

Kreisarchiv des Märkischen Kreises (Altena), Arch V/OHS 231, Süderländisches Museum, Handschrift des Westfalenliedes mit handschriftlicher Ergänzung von Emil Rittershaus und Karl Mummenthey (erste Fassung).

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand Kl. Erw. A 24 (u.a. undatierte Reinschrift des Westfalenliedes von Emil Rittershaus, zweite Fassung)

Stadtarchiv Iserlohn, Bestand ZGS G 3 (Zeitgeschichtliche Sammlung, Mappe Emil Rittershaus)

Stadtarchiv Wuppertal, Biographische Notizen über Emil Rittershaus. Dicirt durch ihn selbst. Barmen, 19. August 1885 (Facsimilie).

Literatur:

Holtmeier, Hermann; Reinertz, Manfred: Iserlohner Straßennamen erzählen, hrsg. vom Förderverein Iserlohner Museen e.V. Iserlohn 2009 (Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum; Band 19)

Rittershaus, Emil: Neue Gedichte. Leipzig 1871 (Erstausgabe im Stadtarchiv Iserlohn)

Wehner, Walter: Wir haben keine süßen Reden. Emil Rittershaus und das Westfalenlied. In: Heimatpflege in Westfalen, Ausgabe 3, 2016, S. 1-12.

Wehner, Walter: „Wir haben keine süße Reden ...“. Emil Rittershaus und das Westfalenlied. In: Literatur in Westfalen; Band 15, 2017, S. 467-480.

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