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Eiszeit – Kunstzeit. Die Anfänge der Kunst vor 40 000 Jahren

31. August bis 13. Oktober 2013

Vor 40 000 Jahren verlässt der Mensch Afrika und dringt in die eiszeitlichen Steppenlandschaften Europas vor. Hier entstehen ohne erkennbare Vorstufen die ersten voll ausgebildeten Kunstwerke der Menschheit: aus Mammutelfenbein geschnitzte Tierplastiken, Frauenstatuetten und Höhlenmalereien. Über einen Zeitraum von 30 000 Jahren sind diese Kunstwerke typisch für die Jäger- und Sammlerkulturen der Eiszeit. Sie streuen über das ganze nördliche Eurasien von Portugal bis nach Sibirien. Erst als sich vor 10 000 Jahren das Klima erwärmt und die weiten wildreichen Steppenlandschaften einem dichten Wald weichen, verschwindet mit den Wildbeuterkulturen auch deren Kunst.

Bei allen Unterschieden in den Stilen, die sich zeitlich und räumlich herausbilden, ähneln sich die Motive sehr. Es sind die Tiere der eiszeitlichen Steppenlandschaften: Rentiere, Mammuts, Wildpferde, Hirsche, Löwen. Daneben finden sich immer wieder kleine Frauenstatuetten. Sie sind anfangs noch sehr realistisch ausgebildet, wenn auch ohne Gesicht und mit einer deutlichen Überbetonung von Gesäß und Brust. 10 000 Jahre später jedoch erreichen sie einen Abstraktionsgrad, der an moderne Kunstwerke erinnert. Es verwundert kaum, dass sich Picasso von eiszeitlichen Frauenstatuetten für seine Skulpturen inspirieren ließ.

In den Plastiken und Höhlenmalereien der jüngeren Altsteinzeit manifestiert sich eine neue Qualität in der Geschichte des Menschen: die bewusste künstlerische Darstellung der inneren und äußeren Bedingungen seiner Existenz. Zweifellos waren die Kunstwerke damit auch ein wichtiges kommunikatives Element in einem heute nur schwer entzifferbaren kulturellen und sozialen Kontext. Die Vorstellungswelt, die in ihnen zum Ausdruck kommt, bleibt heute im Detail jedoch weitgehend verborgen.

Die Wissenschaft bemüht sich seit 100 Jahren in zahlreichen Deutungsansätzen um ein Verständnis der eiszeitlichen Kunst. Sie reichen vom bloßen l'art pour l'art über die Jagdmagie bis hin zum Fruchtbarkeitszauber und Schamanismus.  Keine dieser Interpretationen vermag jedoch das Phänomen Eiszeitkunst befriedigend zu erklären. So scheint uns heute ein erschöpfendes Verständnis der Eiszeitkunst versagt.  Die handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten des Menschen der Eiszeit jedoch und sein ästhetisches Empfinden können auch heute noch faszinieren.

Daher spricht die Ausstellung zwar Deutungsmöglichkeiten an, gibt jedoch keiner der wissenschaftlichen Hypothesen den Vorzug. Sie beschränkt sich auf die Darstellung der eiszeitlichen Bilderwelten und geht dabei in der Präsentation neue Wege. Ohne das nötige Hintergrundwissen zu unterschlagen, verzichtet sie auf eine rein wissenschaftliche Erzählperspektive. Stattdessen stellt sie vor allem den Kunstcharakter in den Vordergrund.

Unterstützt wird dieser Ansatz durch großformatige Gemälde der Iserlohner Künstlerin Katja Oelmann, die in ihren Werken die eiszeitliche Bilderwelt reflektiert und eine Brücke zur Gegenwart schlägt. Sie greift die Elemente der Eiszeitkunst auf: die Motive, die Formen und Linien, die Zeichen und Symbole bis hin zu den Farben und der Haptik der Höhlenwande und setzt sie in großen Kompositionen neu zusammen. Im Verlauf ihrer Auseinandersetzung mit dieser ersten Formensprache der Menschheit entfernt sie sich mit wachsender Abstraktion immer weiter vom Ausgangspunkt und baut damit einen spannungsreichen Dialog mit der Vergangenheit auf.

Katja Oelmanns Bilder sowie Nachbildungen von mehr als siebzig plastischen Darstellungen, Gravuren auf Schieferplatten und zahlreiche Frauenstatuetten aus ganz Europa, ermöglichen eine spannende und ungewöhnliche Reise zu den Ursprüngen der Kunst.

Die Ausstellung wird durch ein reiches pädagogisches Programm begleitet werden.

Auch das Stadtmuseum Iserlohn stellt Exponate aus der Eis- und Steinzeit aus.