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Ernst Hermanns - Großplastik, 1967

Feinbeton, gegossen, Höhe 11 m
Standort; Am nördlichen Randstreifen der Westfalenstraße, östlich der Einmündung der Schlesischen Straße

"Im Auftrag des Kameradschaftsbundes der 6. Panzerdivision schuf der Bildhauer Ernst Hermanns eine schmucklose, an eine Stele erinnernde elf Meter hohe Betonplastik.

Der Begriff "Stele" ist dem antiken Gedächtnis- und Totenkult entlehnt und den jungen Männern gewidmet, die zwischen 1939 und 1945, Jahrgang für Jahrgang, von Iserlohn zu den Fronten des Zweiten Weltkrieges geschickt wurden.

Hermanns zielt mit seinem Entwurf auf einen weithin sichtbaren Kontrapunkt zum langen Band der Verkehrsstraße, indem er die elf Meter hohe Vertikale seines Objektes auf eine Verkehrsinsel zwischen zwei Fahrbahnen projektierte. Verkehrstechnische Gründe zwangen die Stadt Iserlohn, das Mahnmal auf den nördlichen Seitenstreifen der Straße zu platzieren, wodurch es allerdings an Wirkung verlor. Die knappen finanziellen Mittel gestatteten es auch nicht, die Dreieckselemente mit einer metallenen Außenhaut zu überziehen, wie es der Künstler vorgesehen hatte.

Die Betonplastik ist aus drei vertikalen Elementen konzipiert, deren Grundform jeweils ein gleichschenkeliges Dreieck darstellt. Die äußeren Elemente mit einer Basis von je 70 cm Länge und zwei Seitenlängen von je 140 cm stehen auf einem trapezförmigen Grundriss so nebeneinander, dass die Spitzen beide stadtauswärts weisen. In den dazwischenliegenden, ebenfalls ein Dreieck bildenden Raum schiebt sich keilförmig und in umgekehrter Richtung ein drittes Dreieck, dessen Basislänge jedoch auf 50 cm begrenzt ist, so dass die freigebliebene Grundfläche nicht ganz ausgefüllt wird. Zwischen allen drei Elementen bleiben daher schmale Zwischenräume frei, die aus der Distanz wie Einschnitte wirken.

Der von der Stadt herkommende Betrachter glaubt sich zwei schlanken, durch eine schmale Linie getrennten Türmen zu nähern. Die breiten Wände der äußeren Wände betonen das Voluminöse, die scharfe Kante des mittleren Elements und die Schattenwirkungen der Zwischenräume das Aufstrebende der strengen Kontur. Dreiteilig präsentiert sich die der Stadt abgewandte Seite: in der Mitte eine hochrechteckige Fläche, rechts und links davon die schräg nach hinten fliehenden langen Seiten der äußeren Dreieckselemente. Die einzelnen Teile stehen - je nach Ansichtsseite - in einem Spannungsverhältnis zueinander, wobei das blockhaft Geschlossene auf das Lineare und Offene, die spitze auf die stumpfe Form stoßen. Unterschiedliche Seherfahrungen werden möglich. Der Raum zwischen den Dreieckselementen wird wesentlicher Teil der Skulptur.

Der konventionellen Denkmalskunst und ihrem Pathos stellt Hermanns eine strenge, asketische, allein auf geometrischen Formen basierende Monumentalität entgegen; ihrer Vorliebe für Bronze und Marmor die Ausführung in Beton, einen der "unpersönlichsten", anspruchslosesten, aber am vielseitigsten verwendbaren Werkstoffe des modernen Zeitalters. Innerhalb des Gesamtwerkes des Bildhauers gehört die Plastik zu seinen, seit 1964 meist in Stahl, Eisen oder Aluminium ausgeführten "Stelen", die Umräume gliedern oder akzentuieren wollen.

Ernst Hermanns, 1914 in Münster geboren, besuchte vor dem Zweiten Weltkrieg die Kunstgewerbeschule Aachen und die Kunstakademie Düsseldorf. 1948 war er Mitbegründer der Künstlergruppe "junger westen". Seit 1967 lebte und arbeitet er in München. Von 1976-1980 lehrte er als Professor am Institut für Kunsterzieher in Münster." Am 28. November 2000 verstarb der Künstler in Bad Aibling.

[Text: Marielusie Spangenberg. In: Moderne Kunst in Iserlohn. Kunst im öffentlichen Raum. hg.v. der Stadt Iserlohn und Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landesbildstelle Westfalen, 1996]