"Mathias und der Mensch aus Bronze"
Kinder und Jugendliche auf Spurensuche zum Nationalsozialismus in ihrer Stadt
Von 2000 bis 2013 wurde die “Historische Erkundung” in Iserlohn mit 173 Schulklassen durchgeführt, bei der Kinder ab der fünften Jahrgangsstufe sich auf Spuren des Nationalsozialismus in Iserlohn begeben. Der Iserlohner Zeitzeuge Carl-Heinz Kipper war in diesen Jahren Ansprechpartner an den Stationen und berichtete im Anschluss an die Rundgänge über seine Erlebnisse und Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus. Nach dem Tod von Carl-Heinz Kipper im Januar 2014 wurde die „Historische Erkundung“ zunächst ausgesetzt. Seit September 2014 wird sie mit einigen Veränderungen neu durchgeführt.
Wie zuvor lesen Schüler der Stufe sechs vor dem Rundgang die Geschichte "Mathias und der Mensch aus Bronze", welche die konzeptionelle und pädagogische Grundlage für die "Historische Erkundung" bildet. Die Broschüre wird den Schulen kostenlos als Klassensatz zur Verfügung gestellt. "Mathias und der Mensch aus Bronze" ist eine Mäusegeschichte, entsprechend erfahren die Kinder aus der Sicht von Mäusen, was den Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus passierte.
Bei der vom Jugendschutz begleiteten Historischen Erkundung lernen die Kinder im Anschluss Orte und Erinnerungsstätten wie Stolpersteine, Mahnmal am Poth, ehemaligen Synagoge und die dortige Gedenktafel kennen und erfahren so, wie die Stadt heute mit ihrer Geschichte umgeht. Als zusätzliche Stationen sind die Stadtbücherei und das Stadtmuseum hinzugekommen, die den Kindern unterschiedliche Informationen zum Thema Nationalsozialismus vermitteln.
Die Stadtbücherei Iserlohn erklärt den Schülerinnen und Schülern im Rahmen der „Historischen Erkundung“ wie sie die unterschiedlichen Medien auffinden können. Mittels verschiedener Begriffe wird im hauseigenen Online-Katalog recherchiert. Das Informationsangebot im Internet wird den Kindern altersgerecht und ausgewählt vorgestellt. Auf einer hochwertigen Website können sie einen interaktiven und spielerischen Einstieg in das historische Thema erfahren.
Das Stadtmuseum bietet eine Erkundung des Luftschutzstollens in der Altstadt an. Unzähligen Menschen hat der nationalsozialistische Terror das Leben gekostet, die Überlebenden traumatisiert und in den Städten Spuren hinterlassen; eine davon, in Iserlohn, ist der Luftschutzstollen Altstadt. Die Städte des Ruhrgebietes litten ab 1940 zunehmend unter den Bombenangriffen der Alliierten, und da auch in Iserlohn kriegswichtige Produkte hergestellt wurden, befürchtete man hier ein ähnliches Schicksal. Im Luftschutzstollen Altstadt, ab Ende 1943 unterhalb der Obersten Stadtkirche errichtet, bangten über 2 000 Menschen um ihr Leben. Der Stollen ist daher ein anschauliches Bau-Denkmal aus einer Zeit, in der Intoleranz und Rassismus vorherrschten, Angst und Furcht das Leben bestimmten.
Zum Abschluss der „Historischen Erkundung“ sehen die Schülerinnen und Schüler den in 2013 entstandenen Film “Carl-Heinz Kipper - 13 Jahre in Angst”. Bei der Vorführung im städtischen Jugendzentrum werden zudem die Fragen der Kinder beantwortet.
Den Organisatoren der Veranstaltung ist wichtig, vor allem jungen Menschen Wissen über die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte zu vermitteln, um ihnen auch anhand dieser historischen Realitäten eine Hilfe zu geben, Mut zu entwickeln: den Mut, sich gegen Terror, Intoleranz und Hass, gegen Unterdrückung und Diskriminierung Anderer zu wehren.