Das Bild zeigt Studenten im Gespräch.

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"Heraus mit der Sprache" - Eine Initiative zur Sprachförderung

Am 1. Juni 2005 startete die Initiative "Heraus mit der Sprache" der Stadt Iserlohn. Ziel ist es, jedes Iserlohner Kind - vom Kindergarten bis zur Grundschule - besser und nachhaltiger in seiner Sprachkompetenz zu fördern. In Zusammenarbeit mit allen Trägern der freien und kommunalen Jugendhilfe, Kindertageseinrichtungen und Schulen, soll eine nachhaltige Entwicklung der Sprachförderung sichergestellt werden. Das Konzept zur Sprachförderung in Iserlohn wurde vom Jugendhilfeausschuss, vom Schulausschuss und vom Integrationsrat einhellig verabschiedet.

Das Beherrschen der Sprache bedeutet eine Weichenstellung für das ganze Leben. "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt", das sagte bereits der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass der schulische Erfolg maßgeblich vom frühen Erwerb der deutschen Sprache abhängt. Die Ärztinnen des Gesundheitsamtes stellen bei den Schuleingangsuntersuchungen eine zunehmende Verschlechterung der Sprachfähigkeiten der Schulanfänger fest. Auf Grund der Sprachdefizite haben diese Kinder ein enormes Handikap schon zu Beginn ihrer Schullaufbahn. Sprachliche Defizite führen nicht nur im Fach Deutsch zu negativen Folgen, sie bedingen auch in den anderen Fächern mangelhaftes Abschneiden. Begabungen und Fähigkeiten werden nicht erkannt, weil sie durch Sprachprobleme überlagert sind. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit einem Sprachförderbedarf wächst. Dies gilt sowohl für Deutsche als auch für Schüler mit Migrationshintergrund.

Schritte zur Umsetzung der Initiative

Die Auftaktveranstaltung "Heraus mit der Sprache" am 1. Juni 2005 im Parktheater hat das Interesse von vielen Fachleuten getroffen. 280 Erzieherinnen, Sozialarbeiter, Lehrer, Schulleiter und Sprachscouts sowie Vertreter von Beratungsstellen haben daran teilgenommen, um Neues über den Sprach(en) erwerb und Sprachförderkonzepte zu erfahren. Das Improvisationstheater "Die Hottenlotten" aus Bochum gab mit der "Mustererzieherin Inge Forsch-Fröhlich" und "Mustervater Mohammed" einen lebensnahen Einstieg ins Thema.

Die Referentin Christiane Siebers aus Dortmund überzeugte durch eine anschauliche Präsentation. Sie verknüpfte neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung des Spracherwerbs mit den Erfahrungen aus dem "Dortmunder Weg". Die Expertin zeigte Bedingungen und Möglichkeiten für eine erfolgreiche Sprach(en)förderung auf.

Die Sprachförderung soll für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund als Querschnittsaufgabe in der gesamten pädagogischen Arbeit konzipiert werden. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Sprachförderung nur erfolgreich, wenn sie sich wie ein roter Faden durch die alltägliche Arbeit im Kindergarten und in der Schule zieht und systematisch vermittelt wird. Diese konzeptionelle Neuorientierung braucht Zeit und Unterstützung. Mittelfristig wollen wir von den "Crashmaßnahmen" hin zu ganzheitlichen Förderkonzepten kommen. Entscheidend ist hierbei auch die enge Zusammenarbeit mit den Eltern und der Kindertageseinrichtungen mit den Grundschulen, damit aus den "Brüchen" in der sprachlichen Bildung eine Brücke der gemeinsamen Förderung gebaut werden kann.

Die Eltern ins Boot holen
Für die Kinder läuft der Förderprozess erfolgreicher, wenn die Eltern von Beginn an einbezogen werden. Die Einbettung der Sprachförderung in den (Kommunikations-) Alltag des Kindes kann nur gelingen, wenn alle Personen, die mit dem Kind in Kontakt stehen, wissen, wie sie in der alltäglichen Konversation die Mutter- bzw. die Zweitsprache fördern können. Eine umfassende und frühzeitige Sensibilisierung der Eltern für die Sprachentwicklung ihrer Kinder ist unabdingbar. Dazu gehört auch, dass die Bedeutung der Muttersprache geschätzt wird. Parallel zum Erwerb der deutschen Sprache muss der umfassende Erwerb der Muttersprache sicher gestellt werden.

Eltern können ihre Kinder in der sprachlichen Entwicklung unterstützen, indem sie viel mit ihnen sprechen, ihnen zuhören und vorlesen, sich Zeit nehmen, gemeinsam singen u.v.m. Das Elternbuch "Sprich mit mir!" hilft Eltern, ihre Kinder in der Sprachentwicklung zu unterstützen.
www.mehrzeitfuerkinder.de

Fortbildungsreihe "Heraus mit der Sprache"
In den Sommerferien 2005 begann eine Fortbildungsreihe zunächst für Erzieherinnen der Kindergärten und offenen Ganztagsschulen sowie Sprachförderinnen der Grundschulen. Nach und nach sollen alle Erzieherinnen und auch Lehrerinnen die Möglichkeit erhalten, an Schulungen teilzunehmen bzw. von den geschulten Kräften partizipieren. Das Ressort Generationen und Bildung übernimmt die Kosten für die Fortbildung und das Coaching.

Intensivschulung
Pädagogische Fachkräfte aus den Grundschulen, insbesondere Erzieherinnen aus der neu gebildeten Überleitungsgemeinschaft, erhalten eine Intensivschulung. Diese Kräften bringen ihr Know-how dann sowohl in der Schule als auch in den umliegenden Kindergärten ein. Dadurch wird eine enge Verzahnung im Sozialraum durch eine inhaltliche Verbindung zwischen Schule und Jugendhilfe gewährleistet.

Bildung von Kompetenzzentren
Um den Transfer der flächendeckenden Umsetzung zu sichern, ist die Bildung von sog. Kompetenzzentren erforderlich, das heißt, geschulte Erzieherinnen geben ihr Wissen weiter und entwickeln die Anwendbarkeit in der Praxis fort. Hier sollten auch die Sprachförderinnen der Schulen eingebunden sein.

Sprachkurse für Grundschulen
An fünf Schulen wurden bereits Sprachkurse für die 1. und 2 Klassen aus städtischen Mitteln gefördert. Mittelfristig soll dabei die Verknüpfung mit der Sprachförderung in den Kindergärten sowie mit der flexiblen Schuleingangsphase erreicht werden.

Einsatz von Medien
Für eine gezielte und kompetente Sprachförderung ist die Anschaffung von Medien und Programmen erforderlich.

Qualitätsüberprüfung
Um eine Qualitätsentwicklung festzustellen, muss eine einheitliche Sprachstandserhebung erfolgen. Die Schulen werden sich zukünftig auf ein einheitliches Instrument zur Sprachstandserhebung einigen. Weitere Schritte werden folgen und gemeinsam mit Kindereinrichtung und Schule erarbeitet.

Einbindung der Sprachscouts
Oberstufenschülerinnen aus dem Projekt "Sprache verbindet" erteilen einmal in der Woche in der Familie des entsprechenden Kindes Sprachunterricht. Damit die Scouts besser gerüstet sind, erhalten sie Unterstützung von städtischer Seite.

Sprachförderung in den Ferien
"Sprachcamp Heraus mit der Sprache"
Die Ferienzeit beschert Kindern mit Migrationshintergrund oftmals einen erheblichen Verlust ihrer Deutschkenntnisse, wenn sie außerhalb des Schulalltages überwiegend in ihrer Muttersprache kommunizieren. Es wurde ein Bildungs- und Freizeitangebot entwickelt, in dem die Schüler in einer Kombination von Lernen und Spiel an die deutsche Sprache herangeführt werden.

Projektleiterin:

Jana Marek

jana.marek@​iserlohn.de 02371/217-2238 Ressortbüro Ressort Generationen und Soziales Adresse | Details

Ansprechpartnerin für die Anmeldung zur Fortbildung:

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