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Das Schillerplatz-Areal im Wandel der Zeit

Kurzer historischer Abriss zur Entwicklung des Schillerplatz-Areals

„Kein Platz in unserer Stadt wandelte sein Gesicht so häufig wie er; kaum einer schrieb Geschichte wie er. […]  Einstmals Ödland, sumpfiges Gelände außerhalb der Stadtmauern, dann als Lehmkuhle begehrtes „Abbaugebiet“ für Lehm bei Iserlohns Häuslebauern, später Bergbaugebiet und Abraumgrube für die Galmei abbauende Messinggewerkschaft und ihren Nachfolger, den Märkisch Westfälischen Bergwerksverein.“ (Schultz, K.-P. 2006:  161)

Weite Bereiche des heutigen Schillerplatz-Areals waren Teil des bereits seit dem 18. Jahrhundert ausgeführten Galmeibergbaus in Iserlohn. Der bis 1900 ausgeführte Bergbau hat durch den tagesnahen Bergbau, den Bruchbergbau sowie die Anlage von Senkschächten zur Entwässerung der überlagernden Schwemmsande zu massiven Senkungen der Oberfläche und zu einer Störung des geologischen Gefüges geführt. Zudem wurde der Bereich des Schillerplatzes im 18. Jahrhundert zum Abbau von Lehm genutzt. Der entstandene Tagebau ("Lehmkuhle") wurde mit heterogenen Auffüllungen wieder verfüllt.

„Das erste Haus in diesem Teil Iserlohns entstand im Jahr 1802; weitere Gebäude kamen erst nach 1840 dazu. Hintergrund für diese schleppende Entwicklung war nicht nur der unsichere Untergrund, sondern auch der Bergbau.“ (Schultz, K.-P. 2006: 166)

Im 19. Jahrhundert kam es zu großen Schäden in der Bausubstanz. Nach langjährigen Streitigkeiten kaufte die Messinggewerkschaft die beschädigten Häuser und Gärten der bisherigen Besitzer auf. Als der Bergbaubetrieb 1899 eingestellt wurde, erwarb die Stadt Iserlohn die Lehmkuhle und einige angrenzende Wohnhäuser, und die insgesamt 2,12 ha große Fläche wurde eingeebnet – ein Platz entstand. (Iserlohn Lexikon: 112) Der Wochenmarkt wurde auf den neuen Platz verlegt; außerdem wurden Veranstaltungen abgehalten. Zwischen 1902 und 1904 legte die Stadt neue Fluchtlinien für das Gebiet der Lehmkuhle und ihrer Umgebung fest, wodurch diverse Hauseigentümer ihre Grundstücke und Häuser an die Stadt abgeben mussten und es zum Abriss der „im Wege stehenden Gebäude“ kam. (Schultz, K.-P. 2011: 250 f.) Im gleichen Jahr erhielt die einstige Lehmkuhle den Namen Schillerplatz. (Götz Bettge 1987: 112) Der Platz als solcher zeigte sich zu dieser Zeit weitgehend unbebaut. „Erstmals im Jahr 1924 verzeichnete der Verwaltungs-/Etatbericht der Stadt einen Hinweis auf die Notwendigkeit, ein neues Feuerwehrgerätehaus […] zu errichten. Im selben Jahr schlug […] der Baurat Leypoldt vor, den Schillerplatz als „zentralen Platz mit Rathaus“ für Iserlohn zu gestalten. […] Doch es sollte noch einige Zeit vergehen, bis die Pläne des rührigen Baurates – wenn auch in stark veränderter Form – in die Realität umgesetzt werden konnten.“ (Schultz, K.-P. 2014: 165).

In den dreißiger Jahren passte der Schillerplatz mit seiner imposanten Größe in die Zeit und wurde nach und nach weiter befestigt. „Auch rund um den Platz tat sich etwas: neben dem […] Feuerwehrhaus, das im Jahr 1929 sein neues Domizil an der Nordseite des Schillerplatzes fand, wurde am 2. Dezember 1935 […] mit dem Bau des neuen Sparkassengebäudes […] begonnen.[…] Die noch heute gut erkennbare  auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig anmutende – Frontstellung des Gebäudes (der Haupteingang steht nicht rechtwinklig, sondern schräg zum Schillerplatz) hat ihren Hintergrund sowohl in der Bodenbeschaffenheit (das Gebäude wurde nicht von dem in unmittelbarer Nähe tätigen Bergbau tangiert) als auch in der geplanten Umgestaltung des Schillerplatzes. Dennoch, oder gerade aufgrund dieses Umstandes, war und ist dieser wuchtige und massiv wirkende Bau bis heute prägend für das Stadtbild in diesem Bereich. Bereits wenige Tage nach Einweihung der Sparkasse berichtete der IKZ unter dem 24.03.1937  (in seinem Artikel Einst Schlammplatz – bald Stadtzentrum!) über die weiteren Planungen zum Schillerplatz.“ (Schultz, K.-P. 2014: 172 f.)

An der östlichen Seite der Sparkasse wurde eine Ladenzeile errichtet. Die Eröffnung des fünfgeschossigen Karstadt-Warenhauses (einschließlich Garagengeschoss) erfolgte am 19.10.1967. Im April 1967 fiel die Entscheidung, an der Nordseite des Schillerplatzes das neue Rathaus zu bauen. Der Baubeginn erfolgte am 24.4.1972. Am 20.9.1974 wurde es fertiggestellt. […] Der Haupteingang ist vom Schillerplatz aus über die Fußgängerbrücke zu erreichen. Die Fußgängerebene wurde bis auf die Brückenhöhe des Schillerplatzes/ Rathauses angehoben. […] Neben der Brücke Schillerplatz wurden Anknüpfungen an das Fußgängersystem der Innenstadt im Bereich Unnaer Straße, Grabenstraße und Am Nolten geschaffen.“ (Götz Bettge 1987: 112) Noch heute präsentieren sich der Schillerplatz und die angrenzenden Gebäude in dieser Form.

Die Diskussion um eine Neugestaltung des Schillerplatzes entbrannte bereits in den 1990er Jahren. Schließlich wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt, in dem 2002 die Idee prämiert wurde, den Schillerplatz abzusenken. Seitdem gilt es als städtebauliches Ziel, den Schillerplatz barrierefrei an die Innenstadt anzubinden.

Ende 2016 hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Schillerplatz zusammen mit Brücke und Rathaus als schützenswert gesehen und zunächst empfohlen, das Ensemble in die Denkmalliste einzutragen. Der LWL sah hier ein prägnantes Beispiel für die Baugeschichte aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, soweit es um die Schaffung weitläufiger Fußgängerbereiche ohne KFZ-Verkehr, um die architektonische Anlehnung an den so genannten Brutalismus (aus dem Französischen béton brut = roher Beton) und um die großzügige Anbindung des Rathauses an die Innenstadt ging. Nach intensiver Diskussion hat der LWL schließlich sein Gutachten vom Dezember 2016 zurückgezogen und erreicht, dass „lediglich“ das Rathaus I und die Brücke (s. Abschnitt 1.1.3) in die Denkmalliste eingetragen wurden.

 

Quellennachweise:

Schultz, K.-P. (2006): Der Schillerplatz: Von den Anfängen bis zum Jahre 1854. In: Förderkreis Iserlohner Museen (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum. Band 18: 161-275.

Schultz, K.-P. (2011): Der Schillerplatz (Folge 2): Die Zeit zwischen 1854 und 1905. In: Förderkreis Iserlohner Museen (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum. Band 20: 231-273.

Schultz, K.-P. (2014): Der Schillerplatz seit 1905 (Folge 3). In: Förderkreis Iserlohner Museen (Hrsg.): Beiträge zur Heimatkunde für Iserlohn und den märkischen Raum. Band 21: 159-183.

Götz Bettge (1987): Iserlohn-Lexikon. 1. Auflage.

Broschüre: Das Schillerplatz-Areal im Wandel der Zeit

Im Herbst 2017 entwickelte die Stadt Iserlohn in Kooperation mit der Schillerplatz GmbH die Ausstellung „Das Schillerplatz-Areal im Wandel der Zeit“. Die Ausstellung erfolgte im September / Oktober 2017 im Foyer des Rathaus I. 

Durch das Einreichen von Fotos durch Bürgerinnen und Bürger konnte die historische Entwicklung des Schillerplatzes lebendig gemacht werden. Auf anschauliche Weise wurden die verschiedenen Phasen bis zum heutigen Schillerplatz in Fotos, Plänen und Texten gut und verständlich aufbereitet.

Die Inhalte der Ausstellung wurden aufgrund der sehr guten Resonanz und der spannenden Zeitreise nun in eine Broschüre überführt. Entstanden ist ein 62 Seiten starkes Heft, das die Entstehung des heutigen Schillerplatzes darstellt.

Die gedruckte Version der Broschüre ist aktuell vergriffen. Aber die Broschüre lässt sich hier herunterladen.

Vernissage der Ausstellung: Das Schillerplatz-Areal im Wandel der Zeit

Am Samstag, den 16. September 2017 war es soweit, die Ausstellung „Das Schillerplatz-Areal im Wandel der Zeit“ wurde im Foyer des Rathauses 1 um 11 Uhr eröffnet. Dazu hat die Schillerplatz GmbH alle Iserlohnerinnen und Iserlohner recht herzlich eingeladen. Die Besucher wurden durch den  Aufsichtsratsvorsitzenden der Schillerplatz GmbH und Vorsitzenden des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung Michael Schmitt als auch durch den Geschäftsführer der Schillerplatz GmbH und Stadtbaurat Mike-Sebastian Janke.

Mit der Hilfe und dem Engagement zahlreicher Bürger, die in den vorausgegangenen Wochen ihre privaten Fotos durchforstet und für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben, konnte die Schillerplatz GmbH eine Ausstellung zusammenstellen, die den Wandel des Schillerplatz-Areals von Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute präsentiert. Gezeigt wurden Fotografien aus den 1860er-Jahren bis heute ergänzt um kurze geschichtliche Erläuterungen.

Die Ausstellung erfolgte vom 16. September bis zum 6. Oktober 2017 im Foyer des Rathauses 1 und war kostenfrei geöffnet.

Den Flyer zur Ausstellung können Sie hier herunterladen...