Professor Ernst Danz (1822 - 1905) - Dokumentation

Der Danzturm

Bau des Danzturms

Am 10. und 11.10.1908 wurde ein großer Danzturm-Basar in der Alten Halle auf der Alexanderhöhe durchgeführt, um den Bau des Turmes zu finanzieren.
Der Basar wurde als großes Volksfest mit dem Charakter einer sauerländischen Dorffestlichkeit gestaltet.
Im Aufruf zum Basar hieß es: "... der ein Wahrzeichen des Iserlohner Stadtwaldes und ein Denkmal für unseren verstorbenen Ehrenbürger Professor Danz, dem unsere Waldungen so unendlich viel verdanken, sein soll."

Zu dieser Veranstaltung erschien ein Heftchen, beinhaltend den Lebenslauf und zahlreiche Anekdoten von Ernst Danz sowie ein Verzeichnis der Ausschüsse und Mitwirkenden und der Festlieder. Insgesamt wurden ca. 12500 Mark eingenommen.

Danzturm-Bazar, 10. und 11. Oktober 1908

Aus einer Ankündigung des Danzturm-Bazars, Iserlohner Tageblatt, 1. Oktober 1908"

(...) Damit ist dann die beste Einleitung gegeben für ein gutes Wort über den Wackeren, der ein Anreger war wie nur wenige, der sich aber nicht damit begnügte, am Biertisch sitzend Reden zu halten und seinen andächtigen Zuhörern, soweit sie über einen tragfähigen Rücken verfügten, einen Sack voll Pflichten aufzuladen. Er verstand es freilich ausgezeichnet, einflußreiche aber bequeme Herren aufzurütteln und zur Mitarbeit anzufeuern; aber er griff auch selbst unverdrossen zu und schreckte auch vor anstrengender körperlicher Arbeit nicht zurück. Ich entsinne mich noch gut des warmen Sommertages, der mich in den Wald lockte, heraus aus dem dumpfen Stübchen. Hinter dem Pulverhäuschen stieg ich den steilen Abhang hinan und wandte mich der Stelle zu wo Helken Lusthaus gestanden hatte. Da hörte ich hinter Gebüsch poltern und trat neugierig näher. Ein breitschulteriger, starkknochiger Mann, dessen fest zupackenden Fäuste mir ganz besonders auffielen, scharwerkte da herum, wo jetzt die bequemen Spielplätze sind. Kaum aber hatte ich ihm einen Augenblick zugeschaut, da scholl´s zu mir her: "Was stehen Sie da so faul rum? Immer ran; hier ist Arbeit genug!" Das war meine erste Begegnung mit Professor Danz, und sie ließ mich ihn gleich von seiner besten Seite sehen. Die Verdienste anderer Männer sollen wahrhaftig nicht unterschätzt werden; aber wer hat wie er an der Verschönerung unserer Umgebung gearbeitet, unverdrossen, unermüdlich, unbekümmert um Lob oder Tadel?! Wer weiß noch, da´der Professor seine Schüler mitnahm, sie zum Caller Wege führte, wo es gar trostlos aussah, und mit dieser Arbeitergarde Hacke und Schüppe schwang? Wie oft hat man mir von solchen Stunden fröhlicher Arbeit erzählt, und den Erzählern lachten die Augen dabei!"

Unter der Überschrift "Auf zum Bazar" wurde erneut um die rege Teilnahme am Bazar geworben:

"(...) Wen überkommt nicht ein Gefühl des Stolzes, wenn er hier oder draußen die Rede gehen hört von unserem herrlichen Stadtwalde! Denn wir alle sind doch verwachsen mit unserem Walde, der auf Betreiben einsichtiger Männer auf kahlen Höhen vor 30 Jahren wieder erstanden und seitdem so prächtig ins Holz gewachsen ist. Man sehe nur die Tausende, die allsonntäglich zu ihm hinausziehen, die Mütter, die ihre Kinder in frischen Waldesodem sich erquicken lassen, die Arbeiter, die nach Feierabend am Waldesrand sich niederlassend, Erholung von den Mühen des Tages finden, und man fragt sich unwillkürlich: Gibt es überhaupt noch Haushocker in Iserlohn? - Wer aber hat nächst dem Gründer des Verschönerungsvereins, dem verstorbenen Kreisphysikus Dr. Schütte, der Erkenntnis von der ästhetischen und hygienischen Bedeutung de Waldes in Iserlohn Bahn gebrochen, wer hat diese Erkenntnis in jedem Einzelnen vertieft und wer war es, der dem Arbeiter, als er ihn fragte, wozu er sich mit den Wegen und Pflanzungen im Berge abmühe, antwortete: Das tu ich für Euch! - Das war Professor Danz. - Danz hat damit eine soziale Tat geleistet, und deshalb will ihm die Bevölkerung auch ein Denkmal setzen. (...)

Und zu diesem Denkmal, dem Danzturm, sein Scherflein beizusteuern, gilt jedem Iserlohner als Ehrenpflicht. "Wenn man uns ruft, dann sind wir da," sagte jüngst ein hiesiger Handwerksmeister, der Kopf und Herz am rechten Fleck hat. (...)

Der Danzturm steht vor seiner Vollendung. Sorgen wir, dass die fehlenden Mittel so reichlich zuströmen, dass der Ausbau im Äußeren und Innern in einer Weise vor sich gehen kann, wie es die Majestät des umgebenden Waldes und die Bedeutung des Mannes, dessen Namen der Turm tragen wird, verlangen. Grade deshalb ist der Bazar gewählt worden, nicht um noch einmal einigen Wenigen Gelegenheit zu geben, in edlem Wetteifer ihre Tätigkeit und Opferwilligkeit in den Dienst der guten Sache zu stellen, sondern damit jeder einzelne Iserlohner seine Spenden für den Turm nun auch anbringen kann, damit jeder, wie vom Wald, mit Recht sagen kann: unser Danzturm! Hier gilt nicht Stand noch Name, nicht Konfession noch Partei. Hier sind wir alle nur Söhne und Töchter unserer geliebten Vaterstadt Iserlohn, deren Wachsen, Blühen und Gedeihen unsere erste Sorge ist. Und eine Stadt, die in ihrer Sparkasse nahezu 10 000 Einleger mit Beträgen von weniger als 3000 M aufzuweisen hat, die bei der Zeppelinsammlung im Verhältnis zur Bevölkerungszahl mit an der Spitze der Spender stand, die auch für die Burg Altena durch private Beiträge eine namhafte Summe aufgebracht hat - die Bewohner dieser Stadt werden ganz gewiß zeigen, dass die Opferwilligkeit auch beim Danzturm nicht versagt, und dass sie hinter den Ergebnissen der Nachbarorte Letmathe und Hohenlimburg bei ähnlichen Veranstaltungen zurückzustehen nicht beabsichtigen. Daurm vertrauen wir, dass jeder unserem Rufe folgen wird: Auf zum Bazar!"

Iserlohner Tageblatt, 8.10.1908

Einweihung des Danzturmes

Baubeginn des Danzturms war 1908, am 22.05.1909 wurde er mit einem großen Festakt eingeweiht.

"(...) Dann übernahm Professor Danz die Leitung des Vereins. Er, dessen Andenken dieser stolze Bau gewidmet ist. Was er getan hat, vermag ich hier nicht aufzuzählen, es ist auch schon aus berufenerem Munde gesagt worden. Ich will die Quintessenz seines Wirkens dahin zusammenfassen: er war ein Lehrer, nicht in der engsten Bedeutung des Wortes, er verstand es, die Jugend spielend dahin zu lenken, in ihren Mußestunden in der freien Natur Gutes und Bleibendes zu schaffen. Er war ein Lehrer, nicht nur der Jugend, sondern unserer ganzen Bevölkerung, da er in treuer Arbeit für das Gemeinwohl wirkte und zeigte, was Selbsthülfe vermag, indem er selbst Hand anlegte, wo es nottat. Ich will diesen wenigen Worten noch hinzufügen, was der Stadtverordnetenvorsteher Dr. Schütte in seinem Nachruf an Danz sagte, und ich glaube wohl, den Verdiensten des Mannes so am besten gerecht zu werden: Er ist bis zu seinem 80. Lebensjahre erzieherisch tätig gewesen, und die große Zahl seiner ehemaligen Schüler gedenkt mit innigster Verehrung und höchstem Dankgefühle ihres unvergeßlichen Lehrers. Ein Leben rastloser, uneigennütziger Tätigkeit ist nunmehr abgeschlossen, ein Leben im reinsten Dienste der Wissenschaft. Nicht weniger als 13 Sprachen beherrschte er. Wie glänzend, wie gewaltig, wie reich an hinreißendem Schwung und plastischer Pracht der Bilder war seine Rede! Er war der Kenntnisreichsten einer, die je in unserer Stadt gelebt. Seine ausgesprochene Eigenart hatte er stets, aber im Zenith seiner Tage war er im Kern seines Wesens eine Kraftnatur, gestählt durch einfache Lebensführung und neben geistiger Arbeit auch durch körperliche Arbeit. Wer kannte ihn nicht, den alten zähen Wanderer, der selbst Hand anlegte, um Wege zu schaffen oder zu verbessern. Sein Wirken in unserm Walde, dessen Pracht seiner nie ermüdenden Hand so viel verdankt, wird unvergessen sein, so lange Menschen sich erfreuen an den Werken, die der Verschönerungsverein unter Danz geschaffen."

Aus der Rede des Ersten Bürgermeisters Hölzerkopf anlässlich der Einweihung des Turms, Iserlohner Tageblatt vom 24.5.1909


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