Die Nadelproduktion wurde in Iserlohn im 18. Jahrhundert eingeführt und führte nicht zuletzt durch den Zuzug katholischer Nadler aus dem Rheinland, die aufgrund einer Genehmigung des preußischen Königs aus dem Jahr 1745 eine katholische Gemeinde in Iserlohn gründen durften, zu dauerhaftem Erfolg. Bis 1800 wurden die Öhrnadeln in Iserlohn nur aus Eisendraht gefertigt, für die Herstellung einer Öhrnadel waren 110 Handarbeitsgänge notwendig.
1794 wurde mit der Produktion von Stahlnadeln begonnen und schon 1804 konnte Iserlohn mit Aachen und England konkurrieren, der Absatzmarkt reichte bis Russland, Holland, Frankreich und Spanien.
1827 kamen von England die ersten maschinengefertigten Nadeln nach Iserlohn und innerhalb von 10 Jahren eroberten diese den Markt. Um den Niedergang der Iserlohner Fabrikation zu verhindern, schickte der Iserlohner Kommerzienrat Joh. Steph. Witte seinen Sohn Hermann Witte zusammen mit dem Mechaniker Carl Hobrecker aus Hamm nach England, um die dortigen Maschinen auszukundschaften und Maschinen zur Nadelherstellung zu entwickeln. Maßgeblichen Anteil an der weiteren Industrialisierung der Nadelfabriken hatte auch der Iserlohner Schlossermeister Friedrich Kaiser. Nach 1860 wurde der zentrale Fabrikbetrieb eingeführt.
Die Iserlohner Nadelproduktion nahm in ganz Europa eine besondere Stellung ein, weil sie die erste Exportindustrie in “billigen Qualitäten” war - 2/3 der billigen Nadeln wurden in Iserlohn gefertigt. Exportländer waren vor allem China, Indien und Japan.
Nach 1880 wurden die Nadelfabriken durch steigende Kosten für Energie, Rohstoffe und Löhne und durch die Einführung der Sozialabgaben bei gleichzeitiger Beschränkung der Frauen- und Kinderarbeit gezwungen, zur Existenzsicherung weitere Produkte herzustellen, nur vier Iserlohner Nadelfabriken gelang dieser Umschwung. Verhängnisvoll war, dass keine der Iserlohner Fabriken die Produktion von Nähmaschinennadeln aufnahm, somit war eine große Chance verpasst.
Wegen Überproduktion wurde 1888 die erste Preiskonvention eingeführt. Es folgte 1895 das “Nadelsyndikat” und 1907 das Verteilungskartell “Deutsche Nadelindustrie GmbH” mit Sitz in Iserlohn.
Mit dem I. Weltkrieg wurde Iserlohn von den Weltmärkten abgeschnitten, einige Firmen mussten die Produktion einstellen, schlossen sich zusammen oder nahmen zusätzliche Erzeugnisse in ihre Produktpalette auf.
Die Rheinischen Nadelfabriken in Aachen kauften zwischen 1917 und 1967 acht Iserlohner Nadelfabriken bzw. Exporthäuser auf. Seit den Anfängen der Nadelindustrie sind ca. 150 Betriebe in Iserlohn liquidiert worden, im Jahr 1987 bestanden noch 8 kleinere Nadelbetriebe
Mit dem Firmenarchiv der Nadelfabrik Friedrich Hanebeck erhielt das Stadtarchiv erstmals eine umfangreiche Überlieferung eines in Iserlohn lange Zeit bedeutenden Wirtschaftszweiges.
Besonders hervorzuheben ist, dass bei dieser Gelegenheit ebenfalls im großen Umfang Sachüberreste mit übernommen werden konnten. Damit wurde eine wichtige Grundlage für die Abteilung Nadelindustrie für das stadtgeschichtliche Museum geschaffen.
Best. A 2 - Stadtausschuss: Fabrikanlagen, Dampfkesselüberwachung
Best. A 2 - Polizeiwesen/Gewerbepolizei: Fabriken und gewerbliche Anlagen, Schutzgesetze für Arbeiterinnen und Jugendliche
Best. Bauverwaltung: Allgem. Bauangelegenheiten, Grundstücksangelegenheiten
Best. D 2 - Bauordnungsamt: Gebäudeakten (enthält lediglich die bereits abgebrochenen Gebäude)
Zeitgeschichtliche Sammlung (ZGS): Zeitungsausschnitte, Fest- und Gelegenheitsschriften
Nachlass A. Christophery: Firmengeschichtliche Materialsammlung
Nachlass H. A. Bindel: Firmengeschichte
Stadtarchiv Iserlohn in der "Alten Post"
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn
Tel.: 02371 / 217-1921
E-Mail: archiv@iserlohn.de
Öffnungszeiten:
Dienstag und Mittwoch 8-12 und 13-16 Uhr
Donnerstag 8-12 und 13-18 Uhr
Leiter des Stadtarchivs:
Dipl.-Archivar Rico Quaschny
Informationsportal "Archive in NRW"
www.archive.nrw.de
Recherchen in der Archivbibliothek über den OPAC der Stadtbücherei Iserlohn