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Pressemitteilung der Stadt Iserlohn

Schillerplatz-Areal: Baustellen-Talk nahm Geologie, bergbauliche Erkundungen und Vorplanung des Architekturbüros in den Fokus

Am vergangenen Samstag (21. Oktober) hatte die Stadt Iserlohn zum Baustellen-Talk am Schillerplatz eingeladen. Dr. Felicitas Wolters von der Abteilung Umwelt- und Klimaschutz und die Leiterin der Abteilung Stadterneuerung Anna Andress sowie Martin Friedrich von der Firma Fendesack Geotechnik GmbH & Co.KG informierten die interessierten Teilnehmenden in mehreren Gruppenführungen direkt am Bauzaun über die Themen Geologie und bergbauliche Erkundung für das Schillerplatz-Areal sowie die Vorplanung des Architekturbüros für die künftige Gestaltung. Zu jedem Thema gab es einen Kurzvortrag und im Anschluss konnten sich die Teilnehmenden mit den Fachleuten austauschen und diskutieren.

Geologie

Dr. Felicitas Wolters erläuterte in ihrem Kurzvortrag über die Historie Iserlohns insbesondere den Bergbau im Bereich des Schillerplatzes. Neben einem Plakat, das den Verlauf der Sohlen um 1872 veranschaulichte, ging sie auf die Mischung aus komplexer Geologie, Bergbau und antropogenen Auffüllungen ein. Beispielsweise bedingte der Untergrund auch den Abbruch der Aloysius Kirche im Jahr 1873.  Ein Plakat mit dem Titel „Unter dem Schillerplatz“ hängt aktuell am Zaun vor dem Sparkassengebäude aus. Es stellt in stark vereinfachter Form die Gegebenheiten am Schillerplatz mit den dort vorkommenden Gesteinsschichten und den vom Menschen beeinflussten Veränderungen des Untergrundes dar.
Der Innenstadtbereich liegt innerhalb des von Osten nach Westen verlaufenden sogenannten Massenkalkzuges von Hohenlimburg bis nach Beckum. An der Basis des Massenkalkes wurde Galmei abgebaut. Überdeckt wird der Kalkstein von dicken Schichten aus Sand und Lehm. Zudem wurde in der aktiven Bauzeit die frühere Lehmkuhle mit Rückständen aus der Erzwäsche und mit Galmeischlämmen aufgefüllt. Außerdem ist der Massenkalk ein lösungsanfälliges bzw. verkarstungsfähiges Gestein, wenn Haarrisse, Klüfte oder Störungen durch tektonische Belastungen entstehen. In diesen Bereichen kann Niederschlagswasser eindringen und zur Auflösung des Gesteins führen. Dies muss  neben dem Bergbau bei den Gründungsarbeiten für einen späteren Neubau  beachtet werden. Daher finden aktuell die bergbaulichen Erkundungs- und Sicherungsarbeiten der von der Stadt Iserlohn beauftragten Firma Fendesack statt.

Bergbauliche Erkundung

Die bergbaulichen Erkundungen und den aktuellen Stand zu den Bohrungsarbeiten erläuterte Martin Friedrich von der Firma Fendesack GmbH den Bürgerinnen und Bürgern beim Baustellen-Talk.
Mit Hilfe des Bohrgerätes wurden bisher 165 Bohrungen bis zu einer Tiefe von 50 Metern durchgeführt. Dies Entspricht rund 6.500 Bohrmetern. Dabei wird vor der eigentlichen Bohrung durch die (untere) Bodenplatte gebohrt. Die ursprüngliche Bodenplatte bestand aus zwei Platten - die heute sichtbare Platte war mit Kies aufgefüllt und darauf lag eine weitere Bodenplatte. Die Bodenplatte, auf der die  herausragenden Fundamentköpfe deutlich zu sehen sind, bleibt erhalten, um den Untergrund weitgehend vor dem Eintritt von Niederschlagswasser zu schützen. Nach einer erfolgreich niedergebrachten Bohrung wird der Bohrkanal mit PVC-Rohren verrohrt. Im Anschluss wird mit Hilfe von Pumpen eine Baustoffsuspension in die Bohrungen gefüllt. Bisher wurden rund 200 Tonnen Baustoff verfüllt bzw. verpresst.
Der breite Absatz (Berme) am Rand des Areals dient dem Schutz der umliegenden Bebauung und führt dazu, dass im Bereich der Vinckestraße Schrägbohrungen niedergebracht werden. Voraussichtlich im Frühsommer 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, jedoch ist dies stark abhängig von den Gegebenheiten, die ggf.  bei den noch anstehenden Arbeiten vorgefunden werden.
Nach dem Abschluss der Sicherungsarbeiten ist das Areal „bergbaulich gesichert“. Im Anschluss, wird entschieden, welche Gründung auf dem Areal am sinnvollsten ist. Aktuell wird von einer Pfahlgründung im Bereich des Massenkalks ausgegangen. Die Anzahl und der Durchmesser der Pfähle muss an die Lasten der zukünftigen Bebauung angepasst werden. Dabei sollen die Pfähle zur Kühlung und teilweise zum Beheizen der künftigen Gebäude eingesetzt werden können. In Kombination mit grüner Fernwärme und Photovoltaik-Anlagen auf den Grün-Dächern soll ein klimafreundliches zertifiziertes Gebäude entstehen.

Vorplanungen

Anna Andress präsentierte in ihrem Vortrag die Vorplanungen zur Gestaltung und zur Gebäudeaufteilung in vereinfachten Grundrissen. Von der Belebung der Innenstadt bis hin zu einer nachhaltigen Bauweise wurde die Vielfalt des Schillerplatz-Areals beleuchtet. Dabei wurden auch die Wirtschaftlichkeit der Bebauung und die Investoren-/Bauherren-Frage thematisiert sowie auf die Lage und die Gründungskosten eingegangen. Deutlich wurde, dass das Areal die Innenstadt beleben soll und das Projekt auch wirtschaftlich betrachtet werden muss. Es soll ein vielseitiger Nutzungsmix realisiert werden. Dazu gehört neben einer Tiefgarage, einer Fahrradgarage und der Gestaltung des Schillerplatzes und des neuen Schmiedeplatzes vor allem die vielfältige Gebäudenutzung sowie die Stadtbücherei und deren künftige Ausrichtung in Form einer Mediathek als „Dritter Ort“. Auch bürgernahe Dienste wie zum Beispiel das Bürgerbüro, der Bürgersaal (auch für Veranstaltungen wie Abiturfeiern nutzbar), Flächen für Gastronomie, Büros/Praxis, Handelsflächen zum Beispiel für einen Discounter und/oder Vollsortimenter sowie Wohnen und eine Hotelerweiterung wurden erläutert. Die künftige Anordnung und Nutzung der Gebäude soll nicht nur die Innenstadt beleben, sondern auch den Theodor-Heuss-Ring integrieren und die nördliche Innenstadt wieder besser anbinden.

Als Nächstes werden die Pläne der Architekten konkretisiert und die einzelnen Fachdisziplinen integriert, sprich die Architektur mit Statik, Brandschutz und Gebäudetechnik u.a. untermauert. Die Flächen des Gebäudekomplexes werden mit Kosten versehen, die eine gute Grundlage für Investoren und weitere Planungen bilden sollen.

Der Baustellen-Talk am vergangenen Samstag hat gezeigt, dass die Möglichkeit zur Information und zum gegenseitigen Austausch zur Förderung des Dialoges zwischen Bürgerinnen und Bürgern und den Fachleuten des Projektes sowie des Verständnisses für die Herausforderungen und Chancen beim Schillerplatz-Projekt beitragen. Die Stadt Iserlohn, die Schillerplatz GmbH und die Firma Fendesack GmbH danken daher den sehr zahlreichen Teilnehmenden für ihr Interesse und ihre Diskussionsbeiträge.

Ansprechpartnerin für weitere Informationen oder Rückfragen Carmen Kammer von der Abteilung Stadtentwicklung (Telefon 02371 217-2418, E-Mail: carmen.kammer @iserlohn.de).

Plakat „Unter dem Schillerplatz“
Das Plakat „Unter dem Schillerplatz“ am Zaun vor dem Sparkassengebäude zeigt die Gegebenheiten am Schillerplatz mit den dort vorkommenden Gesteinsschichten und den vom Menschen beeinflussten Veränderungen des Untergrundes.
Fundamentköpfe
Die sichtbar gewordene Bodenplatte mit den herausragenden Fundamentköpfen bleibt bei der künftigen Bebauung des Schillerplatz-Areals erhalten.