Durch das Jahr
Meisterwerke mittelalterlicher Buchmalerei
04. April bis 17. September 2023
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Eine Dame mit nebulöser Vergangenheit
Eine zentrale Aufgabe von Museen ist es, den ihnen anvertrauten Objekten ihre Geschichten zu entlocken. Woher kommt ein bestimmtes Objekt, welche Geschichten hat es erlebt und wie landete es letztendlich im Museum? Besonders spannend wird die Recherche bei Porträts uns unbekannter Personen. Das trifft auf Porträts von Frauen deutlich häufiger zu als von Männern. Ein Objekt mit unklarer Geschichte ist dieses Porträt einer Dame, datiert auf 1844.
Das Ölgemälde wurde 1987 durch das Stadtmuseum bei einem Antiquitätenhändler und Restaurator in Iserlohn angekauft. Auf der Rechnung sind einige spärliche Informationen zur Herkunft des Bildes aufgeführt: Es handle sich um ein Porträt aus altem Besitz der Iserlohner Familie Weydekamp, dargestellt sei die Urgroßmutter des Rechtanwalts Weydekamp. Gemeint ist damit Dr. Helmut Weydekamp, der 1984 verstarb und dessen Witwe das Porträt vermutlich nach seinem Tod verkauft hatte. Inventarisiert wurde das Bild im Museum mit dem Hinweis auf der Karteikarte, die dargestellte Dame sei "Frau Huyssen“.
Dank der Möglichkeit, alte Kirchenbücher mit Einträgen über Geburten und Todesfälle der Gemeindemitglieder heute digital durchsuchen zu können, begann Ende 2022 im Stadtmuseum die Recherche über die Identität der mysteriösen Frau. Der Hinweis auf der Karteikarte stellte hier direkt eine Verbindung zu der im 19. Jahrhundert erfolgreichen Kaufmannsfamilie Huyssen in Iserlohn her, die Mutter von Rechtsanwalt Weydekamp war Luise Huyssen. Verfolgt man den Stammbaum dieser Huyssen-Linie weiter in das 19. Jahrhundert, findet sich schnell die gesuchte Huyssen-Urgroßmutter von Helmut Weydekamp, nämlich die 1823 geborene Wilhelmine Schütte, die 1845 den 1812 geborenen Robert Huyssen heiratete.
Bei der Betrachtung des 1844 gemalten Bildes macht dieser Fund jedoch stutzig: Dargestellt ist eine mittelalte, durch die Haube als verheiratet gekennzeichnete Frau – Wilhelmine Schütte war 1844 jedoch erst 21 Jahre alt und noch unverheiratet! Es muss sich also um eine ältere Dame aus der nächsten Generation handeln, doch Robert Huyssens Mutter, Catharina Klusemann, starb bereits 1831.
Die andere Vorfahrin, Luise Rademacher, geboren 1799, passt allerdings aufgrund des Alters ideal zur dargestellten Person. Luise Rademacher war mit Ludwig Schütte (1796–1863) verheiratet, der von 1836 bis 1862 Landrat des Kreises Iserlohn war. Dass ein angesehenes Ehepaar wie die Schüttes Porträts von sich anfertigen ließ, ist für die Zeit typisch. Luise Schütte, geborene Rademacher, war die Ururgroßmutter von Rechtsanwalt Helmut Weydekamp und es ist gut möglich, dass das Porträt über ihre Tochter Wilhelmine, verheiratete Huyssen, in der Familie verblieb. Es ist nicht auszuschließen, dass sie in der Familiengeschichte allmählich zur Urgroßmutter aus der Huyssen-Familie wurde.
Endgültige Sicherheit bei der Identifikation der unbekannten Dame gibt es nicht, aber zumindest konnten wir – passend zum Weltfrauentag am 8. März – einer unbekannten Dame aus dem Depot des Stadtmuseums einen Teil ihrer Familiengeschichte zurückgeben.
Was erzählen die Gegenstände über ihre Entstehungs- und Erwerbungszeit? Wie, wo und von wem wurden sie erworben?
Die digitale Ausstellung „‘Aus fremden Erdteilen. Geschenkt v. Söhnen der Heimat‘ - Objektwege nach Westfalen-Lippe“ nimmt museale Objekte aus außereuropäischen Kontexten unter die Lupe. Die Geschichten hinter Teilbeständen von vier Museen aus Westfalen-Lippe werden hier vorgestellt.
Gemeinsam mit den beteiligten Museen – Iserlohn, Menden, Lünen und Lemgo – wurden die Sammlungen auf außereuropäische Bestände untersucht. Die Objekt- und Sammler:innenbiografien zeigen, welche unterschiedlichen Wege museale Dinge zurücklegen und das selbst in kleineren Museen – abseits von Berlin, Köln, Hamburg oder München – Objekte zu finden sind, die mit kolonialen Kontexten in Zusammenhang stehen.
Aus Iserlohn werden Souvenirs des Patenschiffs der Stadt Iserlohn aus den 1950ern sowie ein Seidenstickbild, welches aus der Ostasiatika-Sammlung des ehemaligen Kapitänsleutnants Dietrich Görke stammt, gezeigt. Mit dem Patenschiff kamen unter anderem ein Trommler aus Haiti, eine kleine silberne Glocke und eine Silberschale aus Mexiko durch den Kapitän Erich Schwarzbürger in die Stadt Iserlohn. Das Seidenstickbild aus der Sammlung Dietrich Görke kam in den 1970ern in die Museumssammlung. Solche Stickereien waren beliebte Mitbringsel und sind zum Beispiel auch in Detmold und Hagen vorhanden.
Die digitale Ausstellung können Sie hier besuchen.
In drei markanten denkmalgeschützten Räumlichkeiten wird die vielfältige Kultur-, Industrie- und Stadtgeschichte Iserlohns hautnah erlebbar:
Weiterhin betreut das Stadtmuseum den ehemaligen Luftschutzstollen Altstadt am Fritz-Kühn-Platz, unterhalb der Obersten Stadtkirche.