Durch das Jahr
Meisterwerke mittelalterlicher Buchmalerei
04. April bis 17. September 2023
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Der Nadler
Dieser detailreiche Stich stammt aus dem berühmten Ständebuch von Christoph Weigel und stellt das Handwerk des Nadlers vor. Zu sehen ist eine Werkstatt, in der vier Personen mit der Herstellung einer Nähnadel beschäftigt sind, während im Hintergrund Auftragsbücher geführt oder Bestellungen aufgenommen werden. Das Bild von 1698 zeigt die Nadelproduktion in der Frühen Neuzeit vor der Mechanisierung und Industrialisierung der Arbeit.
Die Haupttätigkeit bei der Nadelherstellung findet dabei im Zentrum des Bildes statt: Mithilfe einer spitzen Punze wird ein Öhr in ein kurzes Stück Draht geschlagen. Dieser Vorgang erforderte große Präzision und Fingerfertigkeit. Zuvor wurde das Drahtstück erwärmt und geplättet, damit es weicher wurde und nicht zersprang. Auf der rechten Bildseite wurde der Draht, der als lange Rolle in die Nadler-Werkstatt kam, auf einem großen Draht „gerichtet“, bevor er mithilfe der großen Drahtschere (seitlich am Tisch) geschnitten wurde. Auf der linken Bildseite wurden die bereits gelochten Nadeln auf die Wärmebehandlung, also das Härten vorbereitet. Anschließend mussten die Nadeln noch gescheuert werden, was in diesem Bild allerdings nicht zu sehen ist. Noch 1788 benötigte die Herstellung einer Nadel in Iserlohn 110 Arbeitsschritte.
Christoph Weigel der Ältere, ein bekannter Kupferstecher und Verleger, hatte Ende des 17. Jahrhunderts rund 200 Berufsstände in einem Buch zusammengetragen. Darin waren nicht nur die einzelnen Tätigkeiten und Arbeitsschritte aufgeführt, sondern auch durch jeweils eine Abbildung illustriert. Diese Stiche entstanden nach Zeichnungen, die Weigel selbst in den Werkstätten angefertigt hatte. Das Werk mit dem vollständigen Titel „Der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände von denen Regenten und ihren so in Friedens- als Kriegs-Zeiten zugeordneten Bedienten an biß auf alle Künstler und Handwercker“ erschien 1698 in Nürnberg. Neben dem Nadler sind in dem Buch auch heute noch breit vertretene Berufe wie der Apotheker, Zimmermann, Lehrer oder Bäcker aufgeführt.
Die Nadelproduktion war schon in der Frühen Neuzeit nur in wenigen Gebieten des deutschsprachigen Raums vertreten, darunter Nürnberg und Aachen. In Iserlohn wurden zur Entstehungszeit des Kupferstichs erste Versuche unternommen, Nadelfabriken anzusiedeln. Endgültig gelang dies erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Was erzählen die Gegenstände über ihre Entstehungs- und Erwerbungszeit? Wie, wo und von wem wurden sie erworben?
Die digitale Ausstellung „‘Aus fremden Erdteilen. Geschenkt v. Söhnen der Heimat‘ - Objektwege nach Westfalen-Lippe“ nimmt museale Objekte aus außereuropäischen Kontexten unter die Lupe. Die Geschichten hinter Teilbeständen von vier Museen aus Westfalen-Lippe werden hier vorgestellt.
Gemeinsam mit den beteiligten Museen – Iserlohn, Menden, Lünen und Lemgo – wurden die Sammlungen auf außereuropäische Bestände untersucht. Die Objekt- und Sammler:innenbiografien zeigen, welche unterschiedlichen Wege museale Dinge zurücklegen und das selbst in kleineren Museen – abseits von Berlin, Köln, Hamburg oder München – Objekte zu finden sind, die mit kolonialen Kontexten in Zusammenhang stehen.
Aus Iserlohn werden Souvenirs des Patenschiffs der Stadt Iserlohn aus den 1950ern sowie ein Seidenstickbild, welches aus der Ostasiatika-Sammlung des ehemaligen Kapitänsleutnants Dietrich Görke stammt, gezeigt. Mit dem Patenschiff kamen unter anderem ein Trommler aus Haiti, eine kleine silberne Glocke und eine Silberschale aus Mexiko durch den Kapitän Erich Schwarzbürger in die Stadt Iserlohn. Das Seidenstickbild aus der Sammlung Dietrich Görke kam in den 1970ern in die Museumssammlung. Solche Stickereien waren beliebte Mitbringsel und sind zum Beispiel auch in Detmold und Hagen vorhanden.
Die digitale Ausstellung können Sie hier besuchen.
In drei markanten denkmalgeschützten Räumlichkeiten wird die vielfältige Kultur-, Industrie- und Stadtgeschichte Iserlohns hautnah erlebbar:
Weiterhin betreut das Stadtmuseum den ehemaligen Luftschutzstollen Altstadt am Fritz-Kühn-Platz, unterhalb der Obersten Stadtkirche.