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Waldemar Wien - Drei Stelen

Betonguß, Höhe: 5,30, 5,75 und 6,20 m - Standort: Schulzentrum Hemberg

Am Eingang zum Schulzentrum Hemberg stehen drei schlanke Stelen des Kiersper Bildhauers Waldemar Wien (1927-1994). Ein kleines, gepflastertes Feld bildet die Basis für die immer gleichen, schmalen Betonelemente, die in leicht unterschiedlicher Höhe übereinandergeschichtet sind. Diese Elemente besitzen jeweils drei Einbuchtungen und drei Rundungen und sind industriell gefertigt. Zunächst liegen sie deckungsgleich aufeinander, bis dann die Verschiebung beginnt und im oberen Teil einen gewundenen Verlauf erkennen lässt. Ganz oben schwingen sie fast bis in die Grundposition zurück, die allerdings nicht ganz wieder erreicht wird. Je nach Betrachterstandpunkt verdicken und verdünnen sich die Stelen, schwingen aus oder ein, wobei die gewundenen Verläufe der einzelnen Volumina aufeinander bezogen sind und sich komplementär ergänzen.
Das Objekt ist im Rahmen der "Kunst am Bau"-Regelung an öffentlichen Gebäuden entstanden, die sich in der Bundesrepublik zumeist als Förderung heimischer Künstler durch öffentliche Aufträge erwies. Der Eingang zum Schulzentrum, wird durch die Stelen akzentuiert, während die gewundenen Formen gleichzeitig einen Kontrapunkt zur umgebenden Architektur und den Grünflächen bilden. Dies  wird durch die Farbgebung unterstrichen: Einerseits nehmen die abgestuften Grautöne auf das gebaute Umfeld Bezug, andererseits bildet das komplementäre Rot/Rosa den Gegenpart zum Grün der Bepflanzung.
Auch der Formverlauf der einzelnen Stelen steht im Bezug zum Umfeld: Als vertikal ausgerichtete Elemente korrespondieren sie mit den kubischen Bauformen der Schulgebäude, zu deren Horizontalen sie den Gegenpart bilden. Andererseits stehen ihre Drehungen und Windungen diesen eher entgegen. Sie sind Wachstumsformen der Natur angenähert, pflanzlichen Gebilden ähnlich, die sich nach oben winden, zum Himmel, zum Licht. Allerdings ist dieses Wachstum Regeln unterworfen, die sich in den immer wiederverwendeten, gleichen Formelementen widerspiegeln. Regelmäßiges und Unregelmäßiges werden hier zueinander in Beziehung gesetzt und im Begriff des Wachstums, des Werdens zu einer Synthese geführt. Und ist damit nicht mit den Mitteln der Kunst ein zumindest symbolisch angedeuteter (Orts-)Bezug zu Erziehung und Ausbildung angesprochen, die ja gleichzeitig regelhaft und individuell verläuft?
Waldemar Wien, 1926 in Dortmund geboren, studierte nach einer handwerklichen Ausbildung als Steinbildhauer an der Werkkunstschule Dortmund. Seit 1953 arbeitete er als freischaffender Künstler, zuletzt bis zu seinem Tod 1994 in seinem Atelier in Kierspe. Ausstellungen mit seinen Arbeiten fanden vorwiegend in Westfalen statt.

[Text: Klaus Kösters. In: Moderne Kunst in Iserlohn. Kunst im öffentlichen Raum. hg.v. der Stadt Iserlohn und Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landesbildstelle Westfalen, 1996]