Iserlohn grenzt unmittelbar an das Ruhrgebiet. Die Führungen und die Dokumentation sollen an einigen Beispielen die vielfältigen familiären, finanziellen und wirtschaftlichen Verflechtungen Iserlohns als frühindustriellem Ort mit dem Ruhrgebiet des 19. Jahrhunderts aufzeigen:
Die Familien Huyssen und Grillo beteiligten sich am Iserlohner Kommissionshandel bzw. betrieben Metallwarenfabriken.
Iserlohner Kapital trug zur Erschließung einzelner Steinkohlefelder bei (u.a. Zeche Neu-Iserlohn in Bochum-Langendreer, Massener Gewerkschaft in Unna). In Hamm wurde von Iserlohner Unternehmern ein Drahtwerk gegründet.
Der Fabrikant Hermann Diedrich Piepenstock (1782-1843) erbte von seinem Vater Caspar Diedrich (1756-1821) Fabriken für Nadeln aller Art, Fischangeln, Bronze- und Messingwaren. Ihm gehörten auch einige Schleifrollen im Lägertal. Er erweiterte diese Werke mit Fabriken in Oese und Hüsten. 1841 erwarb er das Gelände um die "Alte Burg" in Dortmund-Hörde und errichtete dort das erste Puddel- und Walzwerk im Dortmunder Raum. Das Werk nannte er Hermannshütte. Bereits im Oktober 1846, wenige Jahre nach seinem Tod, wurde die Hermannshütte von den übrigen Betrieben abgetrennt und ging später in der "Phönix AG" auf.
Seit Anfang der 1840er Jahre wurde die Verbesserung der Straßenverbindungen zwischen dem südlichen Teil des Ruhrgebiets und dem angrenzenden Sauerland für den zunehmenden Kohletransport in den Tageszeitungen diskutiert. Dabei wurde u.a. die Kosten für den Ausbau der Baarstraße zwischen Hennen und Iserlohn aufgeführt.
Zahlreiche Iserlohner investierten in den Ruhrbergbau, indem sie Anteile an Zechen, Bohrgesellschaften und Gewerkschaften erwarben.
Ferdinand Möllmann (1831-1884) war Mitinhaber der bedeutenden Iserlohner Metallwaren- und Exporthandelsfabrik Kissing & Möllmann.
Auf Initiative des Iserlohner Fabrikanten Friedrich Kirchhoff wurde 1898 in Oberhausen die Babcock & Wilcox-Dampfkesselwerke AG gegründet.
Der Name Babcock stammt von der in London im Jahr 1891 gegründeten Babcock und Wilcox Ltd., die 1898 die Deutschen Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke Aktien-Gesellschaft mit einem Stammkapital von 2 Mio Reichsmark gründete und hieran 51 % der Anteile hielt. Erstmals 1909 wurden Aktien der Deutschen Babcock & Wilcox Dampfkessel-Werke an der Berliner Börse gehandelt. 1970 wurde die Firma Borsig erworben und firmierte fortan unter Babcock-Borsig AG. 2002 ging die Firma in Insolvenz.
1856 gründete der aus einer Fabrikantenfamilie stammende Carl Hobrecker zusammen mit drei anderen Unternehmern, den beiden Brüdern Hermann und Julius Witte und Hermann Herbers aus Iserlohn das nach ihnen benannte Drahtwerk in Hamm. Durch diese Gründung konnte sich die Iserlohner Nadelfabrik Stephan Witte aus der Abhängigkeit der Altenaer Drahthersteller lösen. 1872 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und in Aktiengesellschaft Westfälischer Draht-Industrie-Verein umbenannt. Die Firma wird heute wieder unter dem Namen WDI, Westfälische Drahtindustrie GmbH, als mittelständisches Unternehmen geführt.
Die Firma Heuer-Hammer im Iserlohner Ortsteil Grüne war neben anderen Iserlohner Metallwarenfabriken u.a. ein wichtiger Lieferant für die Fördertechnik der Bergwerke im Ruhrgebiet.
Die Zeche Neu-Iserlohn in Bochum-Langendreer wurde 1842 aus mehreren Grubenfeldern gebildet. 1865 ging die Schachtanlage durch die Vermittlung des aus Iserlohn stammenden Gustav Müllensiefen an Iserlohner Besitzer über. 1956 wurde die Kohleförderung eingestellt
Die Folgen des „Ruhrkampfes“ waren auch in Iserlohn zu spüren: so beteiligte sich die Bürgerschaft an der so genannten Ruhrspende. In der Stadt wurden kurzfristig Angehörige des öffentlichen Dienstes, die aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen wurden, aufgenommen und Unterstützungen wurden gezahlt. Durch Beeinträchtigung des Schienen- und Straßenverkehrs (zeitweise Sperrungen) unterlag der Absatz von Industrieerzeugnissen aus dem Raum Iserlohn erheblichen Behinderungen.
„Oestrich, den 22. Januar 1923
In der heutigen Sitzung der Amtsversammlung des Amtes Oestrich zu welcher die Mitglieder unter Mitteilung der Tagesordnung ordnungsmäßig eingeladen und in beschlussfähiger Anzahl erschienen waren, wurde verhandelt und beschlossen wie folgt:
Nachdem schon vor Beginn der Sitzung ein reger Meinungsaustausch über die gegen alle staatlichen Abmachungen verstoßenden Zwangs-Maßnahmen Frankreichs und Belgiens gegenüber dem Ruhrgebiet stattgefunden hatte, brachte auch der Vorsitzende vor Eintritt in die Tagesordnung eine Protestkundgebung zum Ausdruck. Die anwesenden Vertreter der Amtsversammlung traten einmütig diesem Proteste bei. An der festen Absicht, dem festen Willen für die notleidenden Brüder im Ruhrgebiet Opfer zu bringen, soll es auch im hiesigen Bezirk nicht fehlen. Es wird im Benehmen mit den anderen Gemeinden, Behörden bzw. dem Herrn Landrat Weiteres in die Wege geleitet werden. „
Seit Mitte der 1920er Jahre nutzten viele Dortmunder den ländlichen Bereich jenseits der Ruhr in der Gemeinde Hennen, um ihre Wochenenden dort zu verbringen.
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