Mutter mit Kindern

Förderung von Gedenkstättenfahrten

Menschenrechte und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen gelebt, verteidigt und immer wieder neu gelernt werden. Demokratische Bildung und Menschenrechtsbildung sind deshalb zwingender Auftrag an jede demokratische Gesellschaft. Erinnerungskultur und historisch-politische Bildung sind Eckpfeiler dieser Bildung! Das gemeinschaftliche Erinnern an vergangenes Unrecht schärft den Blick für heutige Formen der Diskriminierung. Er leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer Kultur der Anerkennung und des respektvollen Miteinanders – hin zu einer differenz- und diskriminierungssensiblen Pädagogik. Die Gedenkstätten und Erinnerungsorte im In- und Ausland stehen für eine große Vielfalt. Als Erinnerungs- und Gedenkorte, Dokumentations- und Begegnungszentren ermöglichen sie nicht nur vielfältige Formen des Gedenkens an die Opfer und an das an Ihnen verübte Unrecht, sondern tragen darüber hinaus zu einer Vergewisserung über ethische und demokratische Grundwerte in der heutigen Gesellschaft bei. Sie stehen für eine lebendige Kultur des Erinnerns, die zur Beteiligung auffordert, indem sie den Blick auf das Vergangene auch an gegenwärtigen Fragen und Problemen ausrichtet.

Damit bieten Gedenk- und Erinnerungsorte vielfältige Möglichkeiten für das außerschulische Lernen:

  • Lerngruppen können ihr bislang erarbeitetes historisches Wissen vertiefen;
  • junge Menschen können sich über Ablauf, Struktur und Akteur*innen der Verfolgung, Entrechtung und Ermordung der Opfer politischer Gewaltherrschaft informieren;
  • die Lernenden erkunden ihre Erinnerungsorte durch Begehung mit allen Sinnen;
  • sie lernen gegenwärtige Formen der Gedenk- und Erinnerungskultur kennen;
  • sie haben die Möglichkeit, eigene Formen der Gedenk- und Erinnerungskultur zu erarbeiten und umzusetzen.

Zielgruppe sind Lerngruppen mit mindestens 10 Schülerinnen und Schülern (SuS)/Teilnehmenden (TN) ab der 9. Jahrgangsstufe aus den weiterführenden Schulen bzw. außerschulischen Bildungseinrichtungen in Iserlohn.

Die Vergangenheit von Krieg und Demokratie geht alle etwas an. Die NS-Massenmorde an Jüdinnen und Juden, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Menschen mit Behinderung und anderen Opfergruppen waren ein Menschheitsverbrechen, das weit über die Grenzen des heutigen Deutschlands hinaus seine Auswirkungen hatte. Im Kontext unserer vielfältigen migrationsgeschichtlich geprägten Gesellschaft, bieten Gedenkstätten und Erinnerungsorte viele Möglichkeiten, Zugänge und Erfahrungsräume für alle Teilnehmenden zu schaffen. Damit ist Bildung an diesen historischen Orten Teil einer demokratischen Bildung für die heutige Gesellschaft, deren Geschichte alle etwas angeht und alle zur Teilhabe befähigt.

Aus diesem Grund wird der erzieherische Jugendschutz der Stadt Iserlohn ab dem SJ 2021/22 mehrtägige Gedenkstättenfahrten im In- und Ausland mit einer Summe von bis zu 500€ fördern (Inland: 250€, Ausland: 500€). Für eine Auslandsreise ist vorrangig eine 5 bis 6-tägige Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz und Krakau mit beschriebenem Lernprogramm zu favorisieren. Eine 3 bis 4-tägige Studienreise nach Oswiecim mit Besuch der Gedenkstätten von Auschwitz/Birkenau ist ebenfalls zu empfehlen. Unterbringungen in der hiesigen Jugendbegegnungsstäte, dem Haus für Dialog und Gebet bzw. Hotels sind möglich. Im Inland ist eine 2 bis 3-tägige Fahrt zur Gedenkstätte Bergen-Belsen (Niedersachsen), als Sterbeort von Anne Frank und ihrer besonderen Geschichte als Kriegsgefangenen- und Konzentrationslager sowie „Displaced-Persons-Camp“, anzustreben. Ein umfassendes Bildungsprogramm der Gedenkstätte liegt vor.

Voraussetzung zur Förderung ist die intensive Vor- und Nachbearbeitungsphase mit dem Projektgedanken einer Präsentation für die schulische bzw. städtische Öffentlichkeit zum Abschluss. Die Organisation der Gedenkstättenfahrt obliegt der Schule/Einrichtung (Akquise der SuS/TN, zeitlicher Ablauf der Projektreihe, Beantragung von Fördermitteln, Buchungen von Transfers, Unterbringung, Führungen etc.), es wird aber eine beratende Unterstützung bei der Organisation und Durchführung sowie der weiteren Realisierung von Fördermöglichkeiten geben. Letztlich kann auch eine pädagogische Begleitung vor Ort, je nach zeitlichen Ressourcen, bei der mehrtägigen Gedenkstättenfahrt im In- und Ausland erfolgen. Im Hinblick auf das Ende der Zeitzeug*innenschaft in naher Zukunft ist es umso bedeutender, dass jungen Menschen im „Hier und Jetzt“ die Möglichkeit gegeben wird, eine Gedenkstätte bzw. Erinnerungsort besucht zu haben und durch die Teilnahme an diesem besonderen Bildungsprojekt umfassend erfahren haben, wie wichtig es ist, den rassistischen und extremistischen Tendenzen in der Gesellschaft zu begegnen und mit dem Wissen, welche Gräueltaten in der Vergangenheit geschehen sind, ein aktuelles Zeichen gegen Rassismus und Extremismus und für mehr Demokratie und Mitmenschlichkeit setzen!